„Wollen keinen Stacheldrahtnaturschutz“Auenlandschaft Hohenrode
Rinteln (mm-11.09.15). Der SPD-Landtagsabgeordnete Karsten Becker hat gemeinsam mit Mitgliedern des Arbeitskreises Umwelt der SPD-Landtagsfraktion die Auenlandschaft Hohenrode besucht und sich von Dr. Nick Büscher, Vorsitzender der NABU-Gruppe Rinteln, und Thomas Brandt das NABU-Naturschutzprojekt „Kiesteiche Hohenrode“ erläutern lassen. Während im Westbereich weitere Flächen ausgekiest werden, hat der NABU mit den ersten Artenschutzmaßnahmen begonnen.
Der Eigentümer des Kieswerks hatte 2012 die Entscheidung getroffen, trotz wesentlich besserer finanzieller Angebote Flächen in die Hände des NABU zu geben. Der NABU Niedersachsen hat seitdem in drei Abschnitten mit finanzieller Unterstützung mehrerer Stiftungen insgesamt 115 Hektar Gesamtfläche gekauft. Als Eigentümer verfolge der NABU, so Dr. Büscher, das Konzept, Menschen an die Natur in der „Auenlandschaft Oberweser“ heranzuführen und ihnen die Artenschutzkonzeption vorzustellen.
Zum Schutz von Fischadler und Fischotter bleibt ein Teil der Auenlandschaft für Menschen unzugänglich. Mit der Stadt Rinteln hat der NABU die Vereinbarung getroffen, einen Teilbereich des Stichweges zu beweiden. Eine Mischherde aus Eseln, Ziegen und Galloways leistet als Landschaftspfleger ganze Arbeit. „Das Miteinander von Mensch und Natur wollen wir gut hinbekommen“, betont Thomas Brandt. Man wolle die Menschen nicht komplett aussperren.
So wird es auf dem Gelände einen Aussichtsturm geben, und die Besucher aus nah und fern sollen in die Bereiche gelenkt werden, wo sie nicht stören, damit die Tiere ein Rückzugsgebiet behalten. Etwa zwei Prozent der Fläche wird vom Freizeitverein Hohenrode/Strücken genutzt, ein kleiner Verein mit etwa 50 Mitgliedern, die eine Liegewiese nutzen und „ein wenig plantschen wollen“. Motorfahrzeuge seien verboten, nur Schlauchboote kämen zum Einsatz. Zweimal im Jahr würde gegrillt. Dr. Büscher spricht von einer „guten Nachbarschaft“ und einer „Multifunktionalität des Naturschutzgebietes“. Man nehme zur Kenntnis, dass man sich an einer Ortsrandlage befindet, mit Menschen, die sich erholen wollen. „Wir wollen keinen Stacheldrahtnaturschutz machen, sondern Menschen von dem begeistern, was uns begeistert“, so die beiden Naturschützer vom NABU.
Auch mit den Jägern komme man gut aus. Konflikte gibt es allerdings mit den Anglern. Der NABU ist zwar Eigentümer der Kiesteiche. Die Fischereirechte dürften aufgrund einer spezifischen Regelung im Fischereigesetz jedoch von der Fischereigenossenschaft in Hameln vergeben werden. Diese habe sich noch nicht klar geäußert, ob sie dem NABU als Eigentümer der Teiche auch die Fischereirechte zugestehen wolle, sondern stattdessen von privilegierteren Bewerbern gesprochen, die den Vorzug bekommen könnten. Schwer verständlich sei es, dass sich der NABU als Eigentümer und anerkannter Naturschutzverband sich mit dem Landkreis, dem Freizeitverein, Ortsanliegern und auch dem Land Niedersachsen einig ist, aber Probleme hat, die fischereirechtlichen Nutzungsrechte zu erhalten.
Karsten Becker stellte fest, dass das Argument „Fischfalle“ von der Genossenschaft nicht mehr verwendet werden könnte, weil der Zugang zur Weser geöffnet worden sei und die Fische, die bei Hochwasser eventuell in die Teiche schwämmen, diese auch bei Niedrigwasser jederzeit wieder verlassen könnten. Insofern sei die Voraussetzung für die rechtliche Befugnis der Fischereigenossenschaft, derart empfindlich in die Eigentumsrechte des NABU einzugreifen, inzwischen entfallen. Im September soll es Gespräche zwischen dem NABU, der Fischereigenossenschaft und dem Landkreis geben. Becker sagte zu, dass er sich unter den veränderten Umständen auch eine Änderung der entsprechenden Verordnung auf Landesebene vorstellen könne, wenn die Vermittlungsgespräche des Landkreises nicht erfolgreich verlaufen sollten.
Kurz-URL: https://www.bueckeburg-lokal.de/?p=19682