Ausgebeultes Stahlfass sorgt für Großeinsatz
Gefahrgutspezialisten unterstützen Feuerwehr

Großeinsatz FW 18.04.16 01Bückeburg (mm-18.04.16). Ein geplanter Übungstag der Höhenrettungsgruppe Schaumburger Land im Feuerwehrhaus Bückeburg endete am vergangenen Samstag in einem mehrstündigen Großeinsatz der Bückeburger Feuerwehren. Die Sicherheitsfachkraft Detlef Schreiner von der Neschen AG informierte die Feuerwehr über ein 200-Liter-Stahlfass, das eine Ausbeulung aufweist. Aus bislang unbekannter Ursache kam es zu einer Ausdehnung der Masse. Der Mitarbeiter befürchtete ein Bersten des Fasses.

Der diensthabende Brandmeister vom Dienst, Daniel Hesseling, begab sich daraufhin zum Werkgelände, um sich ein Bild von der Einsatzlage zu verschaffen. Neben Ortsbrandmeister Torsten Buhrmester und Stadtbrandmeister Marko Bruckmann kam auch der Leiter der Umweltschutzeinheit des Landkreises Schaumburg, Benjamin Heine, zur Einsatzstelle, um die Lage zu analysieren. Hierzu wurden die entsprechenden Datenblätter von der Firma übergeben.

Großeinsatz FW 18.04.16 02Hierbei wurde auch telefonisch Rücksprache mit der BASF in Ludwigshafen genommen. Die Notfallleitstelle des dortigen Chemiekonzerns ist eine der Zentralen Anlaufstellen für Feuerwehren und andere Organisationen im Bereich der Gefahrenabwehr im Zusammenhang mit Gefahrstoffeinsätzen. Im Rahmen des „Transport-, Unfall-, Informations- und Hilfeleistungssystem“ (TUIS) der chemischen Industrie können so im Rahmen der 1. Stufe (Telefonische Fachberatung) zusätzliche Informationen eingeholt werden.

Großeinsatz FW 18.04.16 03Die eigentliche Gefahr ging in diesem Fall nicht von der silikonartigen Flüssigkeit aus, sondern von dem Gasgemisch im Fass, das Wasserstoff enthalten konnte, welches sich durch die Reaktion gebildet hat. Wasserstoff ist im richtigen Mischungsverhältnis hochentzündlich. Diese mögliche Gefahr galt es zu verhindern.

Eine Gefahr für die angrenzenden Anwohner sowie die Kunden in einem benachbarten Einkaufsmarkt war zu keiner Zeit gegeben, da sich das Fass isoliert in einem gesonderten Raum in der Werkhalle befand. Standardmäßig wurde durch nachalarmierte Einsatzkräfte der Bückeburger Schwerpunktfeuerwehr ein Löschangriff bereitgestellt.

Großeinsatz FW 18.04.16 04Nach weiterer Beratung durch die Werkfeuerwehr des der TUIS angehörigen Unternehmen Siegfried PharmaChemikalien Minden GmbH wurde entschieden, für weitere Einsatzmaßnahmen das Alarmstichwort auf „Gefahrgut 2“ zu erhöhen. Dies hatte neben einen Vollalarm für die Freiwillige Feuerwehr Bückeburg-Stadt auch eine Alarmierung der Freiwilligen Feuerwehr des Löschzuges Bückeburg Ost aus Bergdorf, Müsingen und Scheie zur Folge. Seit einigen Jahren bilden die Feuerwehren die Spezialkomponente für Gefahrguteinsätze im Stadtgebiet. Außerdem wurden von der Kreisfeuerwehr zwei Messfahrzeuge des ABC-Zuges der Umweltschutzeinheit aus Möllenbeck und Rusbend sowie der Einsatzzug Gerätewagen Gefahrgut, der bei der Feuerwehr Obernkirchen stationiert ist angefordert.

Diese umfangreiche Nachalarmierung ist bei einer derartigen Einsatzlage eine Standardmaßnahme, um ausreichend Personal vor Ort zu haben und das nötige Spezialwerkzeug, das die Fahrzeuge der Umweltschutzeinheit mitführen. Deshalb wurde auch vorsorglich ein Rettungswagen angefordert, der für Sicherheit der eigenen Kameraden sorgt.

Bei einem Einsatz mit gefährlichen Stoffen und Gütern ist besondere Vorsicht geboten. Aus diesem Grund ist die Unterstützung durch Fachkräfte der chemischen Industrie in einer solchen Einsatzlage sehr hilfreich. Deshalb kamen im Rahmen der TUIS Stufe 3 von der Werkfeuerwehr Siegfried PharmaChemikalien Minden GmbH Einsatzkräfte hinzu.

Großeinsatz FW 18.04.16 05Zur Behebung der Aufblähung des Fasses wurde durch vier Feuerwehrleute in speziellen Folienschutzanzügen das Fass in eine Auffangwanne gestellt und anschließend eine Entlassungsöffnung in das Fass gebohrt. Während der Arbeiten wurde die Bohröffnung ständig mit Wasser gekühlt und die Raumluft mit speziellen Messgeräten überwacht.

Großeinsatz FW 18.04.16 06Hierbei konnten zu keiner Zeit erhöhte Werte festgestellt werden. Anschließend wurde das Fass in einen Sicherungsbehälter befördert und für die Entsorgung vorbereitet. Die Schutzkleidung der Einsatzkräfte sowie die eingesetzten Geräte wurden anschließend an einem Dekontaminationsplatz gereinigt.

Alle Einsatzkräfte arbeiteten „Hand in Hand“, so dass nach Aussage der Feuerwehr „eine effektive Gefahrenabwehr“ sichergestellt werden konnte und es zu „keinen Beeinträchtigungen für die Umwelt“ kam. Im Einsatz waren rund 80 Einsatzkräfte, davon 26 Einsatzkräfte der Umweltschutzeinheit des Landkreises und vier der Werkfeuerwehr Siegfried PharmaChemikalien Minden GmbH, mit etwa 20 Einsatzfahrzeugen. Text: Titze/Reichenauer, Foto: Feuerwehr Bückeburg-Stadt und Umweltschutzeinheit Landkreis

 

 

 

 

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