„Was wird hier gespielt?“
Schaumburger Bühne präsentiert Theaterstück von Theo Lingen

Bückeburg (sc-29.01.18). Am vergangenen Samstagabend spielte die Schaumburger Bühne unter der Regie von Jürgen Morche das unterhaltsame Stück „Was wird hier gespielt?“ von Theo Lingen. Im fast ausverkauften Rathaussaal erlebten die Zuschauer ein Stück im Stück, nach dem Motto: So geht es hinter den Kulissen eines Ensembles zu.

Doch fangen wir mal an … Es beginnt klassisch mit dem Ehegatten, der dienstlich verreist und der Ehefrau, die die Abwesenheit des Gatten nutzt, um sich mit ihrem Liebhaber zu treffen. Kurzerhand wird das Hausmädchen ins Kino geschickt und der stürmische Liebhaber, gespielt von Andreas Watermann, betritt die Bühne.

Doch oh weh, plötzlich steht der Gatte (Oliver Beckers) vor der Tür und begehrt Einlass. Wohin nun mit dem Liebhaber? Am besten in den Schrank. Doch der Gatte wittert, nach der ersten Wiedersehensfreude, den Nebenbuhler, vermutet folgerichtig das Versteck im Schrank, öffnet diesen, was eine Ohnmacht der aufgeregten Gattin (wunderbar von Claudia Quintern gespielt) nach sich zieht und… nichts! Der Schrank ist leer. Also gut, alles nochmals von vorn, doch der Schrank bleibt leer.

An dieser Stelle endet das ursprüngliche Stück, denn nun betritt der Regisseur, gespielt von Peter Reinold, die Bühne, ist fassungslos, ob des nicht auffindbaren Darstellers und entschuldigt sich wortreich beim Publikum. Leider müsse man die Vorstellung abbrechen, da der Darsteller abhanden gekommen sei. Doch dem kommt ein Hauptkommissar in die Quere, der sich aus dem Publikum erhebt und einen Kriminalfall wittert. Er betritt die Bühne und nun erleben die Zuschauer einen neuen Handlungsstrang, in dem es darum geht, einen Fall auf der Bühne zu lösen.

Und der Hauptkommissar (glänzend gespielt von Jürgen Höcker) nimmt die Spur auf, verhört die Darsteller, die herbeigerufene Direktorin, gespielt von Evi Dopheide, den Regisseur und bezieht dabei das Publikum mit in seine Überlegungen ein. Der Fall wird immer mysteriöser. Das Kassenfräulein ist samt Kasse verschwunden, seltsame Indizien häufen sich, zwei Damen im Publikum sind der Meinung, SIE seien die jeweils Auserwählte des verschwundenen Darstellers, dann ist plötzlich der Autor des Stücks und gleichzeitig der Ehegatte der Hauptdarstellerin, Hubert Kiesewetter (Ullrich Brill), nicht auf seinem Platz – das Chaos scheint perfekt.

Handelt es sich hierbei etwa um einen Mordfall? Haben der Autor und der Hauptdarsteller sich gegenseitig umgebracht? Und wo ist das Kassenfräulein abgeblieben? Dann mischt sich auch noch die Souffleuse (herrlich: Nadine Olivier) ein und meint, vor der Vorstellung einen verbalen Schlagabtausch zwischen Kiesewetter und dem verschwundenen Darsteller Wassermann gehört zu haben, in dem ganz klar von Mord die Rede war.

Und während Kommissar Panther auf der Bühne langsam ins Schwitzen gerät, ertönt plötzlich ein Hilferuf – Wassermann ist aufgetaucht! Mit blutigem Kopfverband und gefesselt wird er auf die Bühne gebracht. Lebt er noch? Aber ja, alles nur Theaterblut, und die Fesseln hat er sich auch selbst umgebunden. Kommissar und Publikum sind ratlos. Alles nur gespielt?

Zum Ende hin die Auflösung: Schauspieler Wassermann fühlte sich mit der – textlosen! – Rolle des Liebhabers unterfordert. „Mann, Frau, Mann, Schrank – daraus kann man nicht mal einen Witz machen“, regt er sich auf. Ein Stück muss leben, es muss auf der Bühne geboren werden. Und so macht er eben sein eigenes Stück: Er fingiert Indizien, denn – so sagt er – „Indizien können sein, wie Glühwürmchen, die im ersten Sonnenstrahl verblassen“.

Und wenn man einfach dem Kommissar eine Eintrittskarte zukommen lässt, mit einem fingierten Telefonanruf das Kassenfräulein samt Kasse fortlockt und darauf vertraut, dass es Damen im Publikum gibt, die der Eitelkeit wegen ein Verhältnis mit dem Darsteller erfinden, dann kann man ein Stück auf die Bühne bringen, ohne auch nur ein Wort Text zu schreiben. Dem Hauptkommissar bleibt danach nur noch ein Wort übrig: „Vorhang.“ Und dieses Mal fällt er wirklich und die Vorstellung ist aus.

Herrlich mitreißend gespielt von der Schaumburger Bühne, mit engagierten Darstellern, die textsicher und auf den Punkt abgeliefert haben, die wunderbar die kleinen Marotten der Rolle herausgespielt und das Publikum fast zwei Stunden gefesselt haben. Man war live dabei und mittendrin und war bis zum Schluss ahnungslos, welche Lösung sich auftun wird.

Theo Lingen, bekannt aus vielen Filmen, zeigt hier mit dem Stück, wie es hinter den Kulissen zugehen kann und kritisiert auf seine Art die oftmals sehr schlichten Stücke, die dem Beruf des Schauspielers, mit all seinen Facetten, nicht gerecht werden. Aktuell bis heute und hier wunderbar auf Bückeburg zugeschnitten. Großes Lob für die Darsteller und wie immer eine gute Auswahl des Kulturvereins Bückeburg.

Foto 1: Der Liebhaber im Schrank ist weg, der Ehegatte ist ratlos.

Foto 2: Kommissar Panther (vorn l.) versucht, Ordnung ins Chaos zu bringen.

Foto 3: Das Ensemble der Schaumburger Bühne hat großartiges Theater geboten.

Foto 4: Leider nur fast ausverkauft, aber dafür ein zufriedenes Publikum.

 

 

 

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