„Politik belehrt zu viel und erklärt zu wenig“
Stansch-Kundenveranstaltung mit Wolfgang Bosbach

Bad Eilsen (mm-07.09.18). Wertvolle Informationen, gute Unterhaltung, spannend und humorvoll serviert – mit diesem Eindruck sind am Mittwochabend etwa 300 Kunden der Stansch-GmbH in Bückeburg vom Palais im Park in Bad Eilsen nach Hause gefahren. „Den müssen wir für unsere nächste Kundenveranstaltung haben“, hatte Geschäftsführer Dieter Stansch gesagt und einmal mehr eine gute Nase bewiesen, als er Wolfgang Bosbach während eines Treffens beim Vermögensverwalter Dr. Bert Flossbach auf dem roten Sofa erlebt hatte.

Zum ersten Mal in der über 30-jährigen Firmengeschichte der Stansch GmbH hatte man einen Politiker als Gast verpflichtet, den jeder kennt. Trotzdem war man überrascht, als nach vier Tagen bereits über 400 Anmeldungen vorlagen. „Wir wollten 300 Kunden nicht absagen und waren glücklich, dass Herr Bosbach für eine zweite Veranstaltung am Dienstag zugesagt hat“, berichtete Geschäftsführerin Petra Sennholz-Jansohn.

Dieter Stansch zeigte einleitend auf, dass es Lösungen auch in Zeiten des Niedrigzinsniveaus gibt – Aktienfonds und Mischfonds („mit Geduld zum Ziel“). Der DAX hat bekanntlich 30 Jahre lang durchschnittlich 8 Prozent Rendite gebracht. „Krisen gibt es immer wieder, zeigen aber langfristig an der Börse keine Auswirkungen“, so Stansch, der rät, „langfristig zu denken und nicht täglich auf die Börsenkurse zu schauen, das ist stressfreier“.

Wolfgang Bosbach (66), für die CDU 23 Jahre lang bis zu seinem Ausscheiden im Oktober 2017 Mitglied der Bundestagsfraktion, zeigte zu Beginn die positiven Auswirkungen der Hartz IV-Reformen („hat der SPD bis heute geschadet“) auf. Zu dem Zeitpunkt habe „der deutsche Michel als der kranke Mann Europas“ gegolten. Bosbach glaubt nicht an eine Politikverdrossenheit, sondern eher an eine „Politiker- und Parteienverdrossenheit“. Nur 1,8 Prozent der Bevölkerung seien Mitglied einer Partei. „80 Prozent der Bevölkerung finden Politiker blöd, 90 Prozent freuen sich, wenn sie einen treffen“, witzelte Bosbach. „Werden Sie politisch aktiv“, appellierte er an die Besucher.

Er sei auch nicht, wie berichtet, der „Quälgeist der Kanzlerin“, sondern ein „fröhlicher Rheinländer, nicht auf Krawall aus, der Positionen vertritt, die früher meine Partei auch vertreten hat.“ Bosbach hat sechsmal bei einer Bundestagswahl seinen Wahlkreis direkt gewonnen. „Die Leute kennen einen und wählen einen trotzdem, das ist doch toll!“ Immer wieder kramte der langjährige Bundestagsabgeordnete in seinem Erinnerungsschatz. In einer Pressekonferenz sei ein Kollege einmal gefragt worden, wie er als früherer Kriegsdienstverweigerer jetzt Verteidigungspolitik machen kann. „Früher konnte ich mir nicht vorstellen, auf meine Verwandten in Thüringen zu schießen – das ist heute anders!“

Bosbach berichtete, dem ersten Hilfspaket für Griechenland zugestimmt zu haben. Er habe vor der Fraktion begründet, warum er „nur einmal“ zustimmen wird. Die Griechen hatten versprochen, 50 Milliarden Euro Erlöse durch Privatisierungsmaßnahmen zu erzielen. Fünf Jahre später waren es ganze 5 Milliarden Euro! Er sei fest überzeugt, so Bosbach, das eine Krise, die durch Überschuldung entstanden ist, nicht dadurch gelöst werden kann, indem man dem Schuldner immer neue Kredite gibt.

„Die Griechen können es nicht schaffen, weil die Volkswirtschaft nicht stark genug ist“, ist Bosbach überzeugt. Es gäbe nur Tourismus, Reedereien („griechische Reeder sind gesetzlich von Steuern befreit“) und Südfrüchte. Bei 11 Millionen Einwohnern habe Griechenland etwa die Wirtschaftskraft von Hessen. Hessen habe 40 Milliarden Euro Schulen, Griechenland 340 Milliarden Euro. „Die Probleme des Schuldners sind bei Nichtleistungsfähigkeit die Probleme des Gläubigers!“

Wolfgang Bosbach betont, dass er im Hinblick auf die Zukunft unseres Landes Investitionen in die Köpfe unserer Kinder, Investitionen in Forschung, für wichtig hält, damit aus einer Idee marktreife Produkte entwickelt werden können. „Wir sind ein rohstoffarmes Land, wer nichts im Boden hat, muss etwas in der Birne haben“, so Bosbach zum Ende eines bemerkenswerten Vortrages.

Foto 1: Wolfgang Bosbach (Mitte) mit Marcel Springer (v.li.), Dieter Stansch, Petra Sennholz-Jansohn und Olav Maentel

Foto 2: Wolfgang Bosbach

Foto 3: Dieter Stansch (v.re.), mit Bettina Stansch und Wolfgang Bosbach

Kurz-URL: https://www.bueckeburg-lokal.de/?p=41456

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