„Wer steht da auf der Bühne – Detlef Wutschik oder doch Werner Momsen?“
Bückeburg (sh-15.11.18). Der Kulturverein Bückeburg, das Hubschraubermuseum und die Volksbank in Schaumburg setzen ihre erfolgreiche Kooperation fort. 180 Zuschauer sind dieses Mal zur „Unterhaltung zum Abheben“ gekommen, die Karten für Werner Momsen waren so schnell ausverkauft, freute sich Johanna Harmening, Geschäftsführerin des Kulturvereins Bückeburg. Mit einem nordischen „Hummel Hummel“ begrüßte Werner Momsen das Publikum, das mit „Mors Mors“ antwortet. So wortreich sei er selten begrüßt worden, denn meistens muss man erst einmal ordentlich was auf den Tisch legen, bevor der Norddeutsche den Schlüpfer schmeißt. Sofort hat Momsen die Lacher auf seiner Seite.
Werner Momsen ist eine Puppe, die durch Detlef Wutschik zum Leben erweckt wird. Eine Puppe, von der man mit der Zeit vergisst, dass es eine Puppe ist, bis er sich outet, er wäre anders als die Anderen. Die Haut aus Polypropylen, Haare aus Polyacryl, innen gefüllt mit Schaumstoff und von Geburt an Sondermüll. Er werde noch nicht mal vom dualen System mitgenommen, weil er nicht den grünen Punkt hat.
Ein Raunen geht durch das Publikum. Ja, man hat Mitleid mit Werner Momsen, weil er einfach dazu gehört. Er wirkt wie der Nachbar von Nebenan, der mit einem schnackt. Oder wie der Onkel, der bei Tante Inge auf dem Sofa Witze erzählt, inklusive Schenkelklopfer. Überhaupt ist sein Bremer Akzent vertraut, ja fast schon familiär. Werner Momsen ist drollig, wie er sein Publikum anschaut, wie er die Brille hochhebt und mit langem Hals die Leute fixiert. Er setzt sich hin, er fasst sich an seine Knubbelnase, wenn er die Witze und Anekdoten auf das Publikum wirken lässt.
Werner Momsen erzählt vom stillen Norddeutschen, der mit „Moin“ schon fast alles für die nächsten vier Stunden gesagt hat. Werner Momsen versucht, mit einfachen Worten die Welt zu erklären, was geht und was gar nicht geht. Wir erfahren, dass er einen Sohn hat, dessen alte Handys er aufträgt und eine Frau, die ihm zugeteilt wurde, von Detlef Wutschik, seinem Puppenspieler.
Detlef Wutschik steht, ganz in schwarz gekleidet, hinter Werner Momsen und verleiht ihm Leben. Wer von beiden nun der „Klappmaul-Komiker“ ist, bleibt offen. Über seinen Schöpfer sagt Werner Momsen, er fühle sich verfolgt und fremdgesteuert. Stellen sie sich mal vor, „jeden Morgen steckt sich bei ihnen einer hinten rein“. Das Publikum grölt vor Lachen, Lachtränen werden weggewischt, wenn Momsen von Kreuzfahrten, Urlaub, Alexa, Vernetzung unter Haushaltsgeräten und Sex erzählt.
Sex ist sein zweitliebstes Thema neben dem Baumarkt, den er sogar besingt zu der Melodie „Ruf Teddybär eins-vier“ von Johnny Hill, nur mit seinem Titel: „Ist da wer im Sanitär?“ Es handelt vom menschenleeren Baumarkt und der verzweifelten Suche im Sanitärbereich nach einem Mitarbeiter. Ein tragisches Lied, was Momsen-like in Komik endet. Nie wieder werden wir einen Baumarkt betreten können, ohne an ihn zu denken, merkt er an, als er das Lied: „Dübelsex“ singt.
Mit dem Kopf zu zweit in die Wand, Schraube und Dübel in tiefer Vereinigung. Ein für ihn wichtiges gesellschaftliches Thema, worüber man mal nachdenken sollte. Wieder lacht der ganze Saal, und Werner Momsen freut sich sichtlich. Er hebt die Brille hoch, schaut ins Publikum und spricht: „Ist das ein schöner Abend mit Ihnen. Hätte ich das gewusst, wäre ich schon gestern gekommen.“
Nach der Pause fängt er an, von den Höllenmaschinen zu reden. Momsen meint die riesigen lauten Kaffeevollautomaten. Früher, ja früher saß man noch auf Familienfesten um eine Kanne Kaffee herum, während heute vom Junior gefragt wird: „Für Papa noch eine Latte?“ Man fühlt sich ertappt, man kann Werner Momsen alles nachfühlen und hat die eine oder andere Situation schon selbst erlebt, auch die lustigen Alltagssituationen wenn Mutti und Vati, ein Regal gemeinsam aufbauen oder der Tag nach der Zeitumstellung. Hat Mutti nun umgestellt oder nicht? Den ganzen Tag ist der Ehemann am rätseln und komplett durcheinander, wo diese Stunde denn nun wieder herkam.
Werner Momsen hat zu allem was zu sagen. Ein Seitenhieb auf die Grünen und dann kommt Costa Cordalis zum Thema: „Männer und ihr Alter“ dran. Musste das denn nun sein, wenn Männer sich ihr Gesicht und ihren Po gleichzeitig liften lassen und hinterher keiner mehr weiß, wo was sitzt? Er dürfte das ja sagen stellt er mal fest, wir sind ja schließlich unter uns. Da ist es wieder, dieses vertraute Gartenzaungefühl, wenn der Nachbar einen von sich gibt.
Als er fertig ist mit seinem Programm, gibt Werner Momsen nach viel Beifall noch eine Zugabe. Er singt wieder, diesmal ein Lied aus dem Film: „ Die oberen Zahntausend“, True Love. Es heißt bei ihm Lisbeth, nach seiner Frau. Er wolle ihr mit dem Lied mal Danke sagen fürs Zusammenhalten, denn das wär’s doch eigentlich, was eine Partnerschaft ausmacht. Er singt vom Kennenlernen vor 45 Jahren im Regenschauer in Wyk auf Föhr. Aber lieb hab ich dich doch. Im letzten Refrain singt er an das Publikum gewendet: „Aber lieb hab ich euch doch!“ Ja, Werner Momsen wir haben dich auch lieb und komm bitte bald wieder, es war so schön mit dir.
Foto 1: Werner Momsen mal still am Ende seines Programms
Foto 2: Detlef Wutschik signiert und verkauft seine Bücher und CDs und nimmt sich Zeit für seine Fans.
Foto 3: Haben sich über das Programm und die vielen Besucher gefreut: Johanna Harmening und Thomas Mallwitz
Foto 4: Werner Momsen in Action auf der Bühne
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