„Wie die Geburt, so ist auch das Sterben nicht einfach“
Gisela Vogt referiert über ambulante Begleitung am Lebensende

Bückeburg (sh-22.03.19). Während einer öffentlichen Informations- und Diskussionsveranstaltung der Senioren-Union im CDU Stadtverband Bückeburg am Donnerstag im Le-Theule-Saal des Rathauses referierte Gisela Vogt über das Thema „Ambulante Begleitung am Lebensende in der Vergangenheit und heute“.

Wer sich auf die letzte Reise macht, braucht gutes Gepäck. Millionen Deutsche möchten gerne zu Hause in ihrer vertrauten Umgebung sterben. Die letzte Lebensphase beängstigt viele Menschen. Oft sind Angehörige überfordert und selber so in ihrem Trauerschmerz, den Angehörigen leiden zu sehen und ihn loszulassen. Hier springt Giesela Vogt mit ihrem Team ein. Seit 1998 ist die gelernte Arzthelferin in der Hospizgruppe Bückeburg tätig und übernahm ab 2010 die Leitung der Gruppe. „Ich bin schon früh mit dem Thema Sterben in Berührung gekommen und sehe es als Berufung, Menschen in einer schweren Zeit zur Seite stehen zu können“, so Gisela Vogt.

Es sei eine engagierte, ehrenamtlich arbeitende Gruppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, schwerkranke und sterbende Menschen in ihrer letzten Lebensphase zu begleiten. Wichtig seien ihnen dabei auch die Angehörigen, denen man in dieser schweren Zeit unterstützend zur Seite stehen möchte. Früher war der sterbende Mensch in der Familie. In der heutigen Zeit sind viele ältere Sterbende alleine, oder haben nur noch wenige Angehörige. „Wir sind da, sitzen am Bett, erzählen uns etwas oder hören einfach nur zu. Wir möchten in der letzten Phase den Menschen einfache Wünsche erfüllen“, so Vogt.

Das könne der Wunsch sein, noch einmal Spargel zu essen oder auf dem guten Sofa zu sitzen. Man sei da, wenn die Stunden schwer werden und beziehe die Familie mit ein. So würde man auch beten und aus der Bibel vorlesen. „In der Sterbephase werden auf einmal ganz andere Dinge wichtig, die im Leben gar keine besondere Bedeutung hatten.“

Gisela Vogt erzählt von Sterbefasten, einen freiwilligen Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit. Nicht mehr zu essen und zu trinken, kann eine selbstbestimmte Art des Sterbens sein. Doch das erfordert eine gute Begleitung, denn wenn der Körper schwächer wird, ist eine gute Unterstützung umso wichtiger. In der letzten Phase ihres Lebens essen Hochbetagte ohnehin oft wenig und haben deutlich weniger Durst.

Sterbefasten sei weder Suizid noch ein Abbruch der Therapie. Am Ende stehe ein natürlicher Tod, ohne Einwirkung von außen. Der Mensch wird schläfrig und verliert schließlich das Bewusstsein. Einmal hat Gisela Vogt erlebt, dass eine Sterbefastende zu ihr sagte: „Ich steige aus, ich will noch nicht gehen“. Da veranlasste sie alles, um der Frau zu helfen. Diese lebte noch weitere acht Monate und ist dann sanft entschlafen.

„Sterben ist ein Prozess, der nicht von einer Minute auf die andere endet. So wie wir geboren wurden, so ist auch das Sterben nicht einfach“, sagt Gisela Vogt. Schön, dass es Menschen gibt, die dann da sind und mit viel Einfühlungsvermögen die letzte Reise begleiten.

Foto 1: Gisela Vogt referiert über die Begleitung von Sterbenden.

Foto 2: Gespanntes Zuhören der Besucher

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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