„Preise in Baubranche explodieren“
Sandra Schauer im Gespräch mit Dieter Ahrens

Bückeburg (mm-22.05.21). Auf ihrer Tour durch Bückeburg hat die Bürgermeisterkandidatin der SPD, Sandra Schauer-Bolte, die Firmen Ahrens-Solartechnik und Ahrens-Dachtechnik besucht. Dieter Ahrens sprach mit ihr (Foto) über die aktuelle Situation im Bauhandwerk, aber auch in seiner Funktion als Kreishandwerksmeister über den Wunsch nach Bürokratieabbau, mehr Digitalisierung und über Fachkräftemangel.

Wie ergeht es den heimischen Handwerkern in der Corona-Pandemie? Dieter Ahrens berichtete der SPD Bürgermeisterkandidatin, dass sich die Mitarbeiter selbst zu Hause testen und anschließend das Ergebnis telefonisch an den Betrieb durchgeben. Dadurch stehe bei einem positiven Testergebnis nicht der gesamte Betrieb unter Quarantäne.

Insgesamt sei die Baubranche gut durch die Pandemie gekommen, versicherte der Firmenchef der Bürgermeisterkandidatin. Die aktuellen Lieferengpässe und erheblichen Preisanstiege bei Baumaterialien wären aber ein großes Problem für die Betriebe.

Neben Bauholz, das in die USA und nach China exportiert wird, haben sich auch andere Baustoffe bis zu 30 Prozent verteuert. Das führe zu Problemen beim Erstellen von Angeboten für die Kunden. Außerdem seien viele Betriebe nicht mehr in der Lage, viel Material einzulagern, weil einfach die räumlichen Möglichkeiten fehlten, Schrauben, Nägel, Dämmung, Bitumen, Folien oder Holz für Monate zu lagern.

„So eine Situation haben wir noch nie erlebt: explodierende Preise, keine Verfügbarkeit, keine zuverlässigen Liefertermine. Wenn das so bleibt, werden einige Betriebe ab Sommer gezwungen sein, Kurzarbeit anzumelden“, befürchtet Ahrens.

Sandra Schauer-Bolte erfuhr, dass der versprochene Bürokratieabbau im Handwerk nicht ankomme. Eine Fülle an Regularien, Vorschriften und Dokumentationsvorgaben würde den Praktikern das Leben schwer machen. „Der Gesetzgeber muss die Erfahrung der Praxis stärker mit einbeziehen. Unternehmen brauchen Kontinuität statt kontinuierliche Gesetzesänderungen“, betont die Bürgermeisterkandidatin.

Firmenchef Dieter Ahrens setzt auf Digitalisierung im Handwerk. Er investiert 50000 Euro in eine neue Branchensoftware. Für seine Mitarbeiter werde in Zukunft das Tablet oder Smartphone zur Ausrüstung gehören wie der Latthammer.

Das Ziel sei das papierlose Büro. So könnte das Überprüfen der Lagerbestände, das Bestellen der Materialien, das Schreiben von Bautagebüchern und die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern deutlich erleichtert werden. Weiterhin ließen sich so Unterschriften von Kunden digital erfassen und Rechnungen könnten ausschließlich online versandt werden.

„Die Digitalisierung im Handwerk wird zunehmen. Alle relevanten Daten eines geplanten Bauvorhabens werden digital erfasst, auf die alle Beteiligten Zugriff haben werden. Das macht die Zusammenarbeit effizienter und transparenter“, sieht Sandra Schauer-Bolte das genauso.

Als Kreishandwerksmeister äußerte sich Dieter Ahrens zum Fachkräftemangel im Handwerk. Corona-bedingt gäbe es in diesem Jahr einen Rückgang von Ausbildungsplätzen, hauptsächlich im Bereich der Gastronomie. Andererseits haben einige Berufe, wie Bäcker oder Fleischer Probleme, Auszubildende zu finden.

Positiv bewertet er die gute Zusammenarbeit mit der IGS Obernkirchen, der Oberschulen in Bückeburg und Stadthagen, die durch Berufseinstiegskonzepte und in Zusammenarbeit mit dem Landkreis den nahtlosen Übergang von der Schule in die Ausbildung unterstützen. Ziel sei es, den Jugendlichen eine ihren Neigungen entsprechende berufliche Perspektive zu bieten und so spätere Fachkräfte in der Region zu halten.

Dieter Ahrens und Sandra Schauer-Bolte sehen aber auch ein großes Potential guter Fachkräfte an den Gymnasien. Hier ginge es darum, aktiv Schüler/innen anzusprechen und zu zeigen, dass eine Ausbildung im Handwerk eine echte Alternative zum Studium ist. In Zukunft werden hier Fachkräfte gebraucht, die im Zuge der Digitalisierung, Globalisierung und Klimawandels komplexe Zusammenhänge meistern, und gerade diese Kompetenz bringen viele Abiturienten mit. Foto: pr