Tierschutz in Zeiten der Pandemie
SPD zu Besuch im Tierheim

Bückeburg (mm-06.08.21). Zu Beginn ihres Besuches im Tierheim bekamen Sandra Schauer-Bolte, die Bürgermeisterkandidatin der SPD, Marita Döhler (Kandidatin für Kreistag und Stadtrat) und Dagmar Vogeler-Kreusel von der Tierheimleiterin Tanja Tiedtke einen Überblick über die Zuständigkeitsbereiche und die finanzielle Unterstützung vermittelt.

Zuständig ist das Tierheim, das seit 2017 der Tierschutzliga angehört, für Bückeburg, Eilsen, Rinteln, Kleinenbremen, Nammen, Wülpke, Lerbeck und das Auetal. Eine finanzielle Unterstützung gibt es für diese wichtige und unersetzliche Arbeit auch, insgesamt 50.000 Euro im Jahr, von denen alle laufenden Kosten, der Tierarzt und auch die Weiterbildung der Mitarbeiter bezahlt werden.

Als Schlussrechnung bleibt, dass nicht einmal 20 Prozent der Kosten damit gedeckt werden, der Rest wird durch Mitgliedsbeiträge und Spenden aufgefangen. Aktuell arbeiten 15 Mitarbeiter, davon fünf in Vollzeit in dieser Tierschutzeinrichtung.

Dass auch in der Tierpflege Fachkräfte fehlen, überrascht die Bürgermeisterkandidatin nicht. Für Tiedkte liegen die Ursachen an der falschen Vorstellung, die viele Berufsstarter von diesem Beruf haben. Viele brechen ihre Ausbildung ab, weil die Vergütung gerade mal auf Mindestlohnniveau liegt und neben der schweren körperlichen Arbeit auch umfangreiches Fachwissen über Hunde, Katzen, Vögel, Reptilien und sogar Großtiere wie Pferde gefordert wird.

Zum Zeitpunkt des Besuches kümmern sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um 23 Hunde, von denen über 50 Prozent schwer bis nicht vermittelbar sind. Die Ursachen liegen zu 95 Prozent bei den Besitzern: Verhaltensstörungen, Haltungsfehler, zu späte oder inkonsequente Erziehung, fehlende Zuwendung und Vermenschlichung – oft fehlt es an dem Wissen um Charakter und Körpersprache der Tiere. „Hunde sind auch kein Partner- und Kinderersatz“, macht Tiedtke deutlich.

Schauer-Bolte möchte wissen, ob auch hier vor Ort die Auswirkungen des stetig steigenden illegalen Welpenschmuggels bemerkbar sind. Die Berichte über einen blühenden, vor allem osteuropäischen Hundehandel, nehmen zu und das Tierleid geht damit Hand in Hand. Die Tierschützerin fordert in diesem Bereich viel mehr Aufklärung und auch ein Eingreifen der Politik. „Welpenhandel ist ein Millionengeschäft!“

Im Ausland ist das damit verbundene Leid der Tiere immens. Mutterhündinnen sind regelrechte Gebärmaschinen, die unter schlimmsten Bedingungen gehalten werden. Die kleinen Welpen werden meist viel zu früh von der Mutter getrennt, sind teilweise todkrank und sterben nach wenigen Tagen. Für Interessenten hat Tanja Tiedtke aber einen Tipp: „Wenn das Tier schon in Deutschland ist, es besucht werden kann und man schauen kann, ob man mit dem Tier klar kommt, ist es ein seriöses Angebot.“

Mit großer Sorge blicken die Tierheime auch auf das Ende der Pandemie. Wenn die Besitzer wieder ihrem „normalen“ Alltag nachgehen, Büro statt Homeoffice, Flugreisen statt Ostsee. Die Befürchtung, dass die Haustiere dann zur Last werden und im Tierheim landen, das jetzt schon aus allen Nähten platzt, sorgt auch die Tierschützer in Bückeburg.

Die Zahl der Katzen liegt bei 61, aber davon sind nur drei Dauergäste. Beim Rundgang waren es gerade die kleinen verspielten Katzenbabys, die das Herz der SPD-Frauen eroberten. Die Tierschützer sorgen sich um die zunehmende Zahl von verwilderten Katzen und damit verbunden die Ausbreitung von Krankheiten.

Die konsequente Umsetzung der Kastrationspflicht würde viel Leid ersparen, da sind sich alle einig. Die Leiterin des Tierheims sieht aber auch, dass nicht alle Katzen im Tierheim gut aufgehoben sind: Ein Leben in geschlossenen Räumen macht nicht alle Katzen glücklich. Darum werden diese Straßenkatzen kastriert oder sterilisiert und wieder in ihrem gewohnten Gebiet freigelassen.

Wenn sich jemand für ein Tier interessiert, schauen wir genau hin, wohin wir vermitteln und ob das Zuhause zu dem Tier passt“, so die Tierschützerin. Es komme vor, dass Interessierte sich beschweren, wenn sie kein Tier mit nach Hause nehmen können; sie denken aber nicht über die Gründe nach.

Auf die Frage, von Sandra Schauer-Bolte, wo oder wie die Kommunalpolitik den Tierschutz hier in Bückeburg unterstützen kann, hat Tiedtke einige Wünsche, die sie den SPD-Frauen mit auf den Weg gibt. Zum einen baut das Tierheim gerade ein neues Hundehaus, da das gegenwärtige abgängig und viel zu klein ist.

Bei den schon knappen Kassen freut sich der Tierschutz über jede finanzielle Unterstützung. Auch der Bau des Bauerngut Logistikzentrums bereitet den Mitarbeitern und vielen Ehrenamtlichen große Sorge. Die Bürgermeisterkandidatin kann die Bedenken gut verstehen und versichert, „dass die Bedürfnisse der Tiere nach Ruhe auf jeden Fall berücksichtigt werden.“

Mit baulichen Maßnahmen, die optisch attraktiv gestaltet sind, kann das Tierheim gut vor Schall geschützt werden. „Mit diesem Problem darf das Tierheim nicht alleine gelassen werden“, betont Schauer-Bolte. Grundsätzlich habe das Tierheim aber ein gutes Verhältnis zu dem Unternehmen und freue sich über die Spenden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Foto: pr

Foto: Tanja Tiedtke (v.li.) im Gespräch mit Sandra Schauer-Bolte, Dagmar Vogeler-Kreusel und Marita Döhler

Kurz-URL: https://www.bueckeburg-lokal.de/?p=60918

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