Cornelia Laasch: „Bin enttäuscht über Absetzung als Fraktionsvorsitzende
Bückeburg (mm-05.02.22). Als eine Reaktion auf unseren am 28. Januar veröffentlichten Artikel „Grüne tauschen Fraktionsspitze aus“ haben wir heute eine Stellungnahme von Cornelia Laasch (Foto) zu ihrer Absetzung als Fraktionsvorsitzende erhalten, die wir im Wortlaut veröffentlichen:
„Kurz vor Weihnachten bin ich aus der Bevölkerung gebeten worden eine Aktion gegen die Montagsspaziergänge zu organisieren. Zunächst hatte ich gehofft, dafür das vor mehreren Jahren gegründete „Bündnis für Demokratie, Vielfalt und Toleranz“ gewinnen zu können; in der Zeit zwischen den Jahren war dies kurzfristig nicht möglich.
Der Schaumburger Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen hat zum Engagement gegen die Montagsspaziergänge aufgerufen und in mehreren Kommunen werden Gegenkundgebungen für Solidarität in der Pandemiebekämpfung durch Grüne mitorganisiert. Die friedlichen Kundgebungen auf dem Marktplatz sind keine Politisierung, wie mancherorts kritisiert wird.
Wir stellen nicht alle Spaziergänger in die rechte Ecke, noch wollen wir Andersdenkende ausgrenzen. Die Meinungsfreiheit ist ein hohes schützenswertes Gut. Für die Spaziergänge wird jedoch von Rechtsradikalen und Reichsbürgern auf deren Internetforen aufgerufen. Die Teilnehmer*innen werden instrumentalisiert, dahinter stehen rechtes Gedankengut, die Verachtung unserer Zivilgesellschaft und die Ablehnung unseres Rechtsstaates.
Die Menschen auf dem Marktplatz bekennen sich zur Bereitschaft der Mehrheit der Bevölkerung, die Corona-Maßnahmen zum Schutz der Gemeinschaft mitzutragen. Das solidarische Miteinander ist der einzige Weg, möglichst schnell aus der Pandemie herauszukommen. Bis zu 130 Bürger*innen stehen seit mittlerweile 6 Wochen auf den Marktplatz und zeigen Flagge für unseren Rechtsstaat und unsere Demokratie.
Verständlich, dass sie die Unterstützung der Repräsentanten unserer Demokratie, der Politiker, erwarten. Als Vertreterin der Politik sehe ich mit Sorge, dass bei ihnen die Enttäuschung über die Politik wächst. Als aus den Reihen der Teilnehmenden der Ruf nach Präsenz von Bürgermeister und Ratsmitgliedern lauter wurde, habe ich zusammen mit meinem ehemaligen Ratskollegen Bernd Schierhorn einen Brief an den Bürgermeister mit der Bitte um Unterstützung der Kundgebung verfasst.
Dieser Brief ist auch den Fraktionsvorsitzenden von SPD und CDU und meinen Fraktionskollegen zugegangen. Da keiner der Angeschriebenen reagiert hat, haben wir, um das Anliegen der Bürger deutlich zu machen, um die Veröffentlichung des Briefes als Leserbrief gebeten. Mir war nicht bewusst, dass sich jemand verletzt fühlen könnte.
Ich bin sehr enttäuscht über die mangelnde Unterstützung meiner Fraktion und die Absetzung als Fraktionsvorsitzende nach 20 Jahren erfolgreichem Vorsitz. Dass die Bückeburger Bürger*innen mit meiner Arbeit zufrieden sind, zeigt mein gutes Wahlergebnis bei der letzten Stadtratswahl. Nach den drei Bürgermeisterkandidaten habe ich mit großem Abstand zu den anderen Ratskollegen die meisten Stimmen erhalten. Um dieses in mich gesetzte Vertrauen nicht zu enttäuschen und weil bei meinem politischen Engagement die Sache im Vordergrund steht, werde ich meine Arbeit im Stadtrat weiterführen.“ Foto: pr
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