„Landschaft“ stellt Buch vor „Heimaten. Von Natur, Kultur und Ideen geprägte Landschaften
Landkreis/Hannover (mm-08.02.23). Am vergangenen Mittwoch stellte die Schaumburger Landschaft in Kooperation mit dem Niedersächsischen Heimatbund (NHB) und mit Unterstützung der VGH Versicherungen und der VGH Stiftung im Rahmen einer festlichen Veranstaltung in der VGH in Hannover das Buch des bekannten Geobotanikers Professor Hansjörg Küster vor. „Heimaten. Von Natur, Kultur und Ideen geprägte Landschaften“ enthält 28 Texte des vielgelesenen Autors und dokumentiert einen Querschnitt des umfangreichen Oeuvres des Autors. Das Buch erscheint als Band 27 der Publikationsreihe „Kulturlandschaft Schaumburg“ der Schaumburger Landschaft im Göttinger Wallstein Verlag.
Über Landschaften, Heimaten und deren Pflanzen hat Hansjörg Küster in den letzten Jahren immer wieder publiziert. Neben wissenschaftlichen Veröffentlichungen hat er zahlreiche Artikel in der FAZ und der Süddeutschen Zeitung geschrieben. Seine im Beck Verlag erschienenen Bücher sind in mehreren Auflagen erschienen. Landschaften versteht Küster als Heimaten, in denen man Menschen aus nah und fern integrieren kann – wenn man nur darüber spricht. Die Beiträge des Buches „Heimaten. Von Natur, Kultur und Ideen geprägte Landschaften“ geben dafür vielerlei Anregungen und knüpfen damit an die Themen an, mit denen Hansjörg Küster 18 Jahre lang den Niedersächsischen Heimatbund als Präsident geprägt hat.
Im Rahmen der Buchvorstellung im Veranstaltungszentrum der VGH Hannover, bei der rund 80 Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft vertreten waren, wurde die Lebensleistung von Hansjörg Küster gewürdigt. Nach einer herzlichen Begrüßung durch Frank Müller, Mitglied des Vorstands der gastgebenden VGH, die Kunst und Kultur fördert und dabei in enger Verbindung zu den niedersächsischen Landschaften und Landschaftsverbänden sowie zum NHB steht, stellte die Präsidentin des Niedersächsischen Landtags, Hanna Naber, die Bedeutung von Hansjörg Küsters vielfältigem Schaffen heraus.
Als Präsident des Niedersächsischen Heimatbunds habe er einen ebenso pluralen wie integrativen Heimatbegriff entwickelt, der Menschen über die von ihnen erlebten Landschaften verbinde und nicht ausschließe. Als Professor für Geobotanik an der Leibniz Universität Hannover war er maßgeblich an der Erforschung von Landschaften als Natur- und Kulturräume sowie an der Etablierung des neuen Studiengangs Landschaftswissenschaften beteiligt. Als Autor sei es ihm gelungen, eine breite Öffentlichkeit für die Verbindung von Natur, Kultur und Landschaft anzusprechen.
Der Präsident der Schaumburger Landschaft, Sigmund Graf Adelmann, der das Buch „Heimaten. Von Natur, Kultur und Ideen geprägte Landschaften“ maßgeblich mitinitiiert hatte, betonte in seiner Rede, dass Hansjörg Küster über viele Jahre auch und gerade der Schaumburger Landschaft als Ratgeber und Autor zur Seite gestanden habe. Ein Projekt mit Vorbildcharakter war die Landeskunde des Schaumburger Landes für Schülerinnen und Schüler der siebten Klasse, die die Schaumburger Landschaft mit Hansjörg Küster als Autor für den naturwissenschaftlichen Teil herausgegeben hat. Fortan wurden Landeskunden auch für andere niedersächsische Regionen mit seiner Hilfe umgesetzt.
Die Texte von Hansjörg Küster seien klar, verständlich und interessant geschrieben und somit daher vielen Menschen zugänglich. Die 28 Beiträge des Buches „Heimaten“ enthalten vielfältige Bezüge zur Biologie, Archäologie, Umwelt-, Ernährungs- und Vegetationsgeschichte und vor allem zur Kulturlandschaft.
Den Heimatbegriff habe Küster geradezu existentiell erweitert, womit er der Tatsache Rechnung trage, dass die meisten Menschen heute zumeist mehrere Heimaten besitzen. Es sei daher kein Verlust, sondern könne vielmehr ein großer Gewinn sein, an mehreren Orten beheimatet zu sein. Heimat sei auch nicht statisch, sondern immer wieder neu und vielseitig interpretierbar. Graf Adelmann zitierte in diesem Sinne den Autor: „In Heimat (oder Heimaten) ist einfach alles enthalten, Pflanzen, Tiere, Landschaften, Ökosysteme, Häuser, Geschichten, Gerüche, die Musik, die man im Kopf hat, das, was man vorher schon gesehen hat und dass man mit etwas vergleicht“.
In diesem Sinne enthalte das Buch ganz unterschiedliche Beiträge wie die beispielhaften Überschriften „Tomaten auf dem langen Marsch zur nationalen Identität“, die „Kirche als Mittelpunkt von Heimat“ oder „Der blonde Weizen der Ukraine“ belegen. Mit dem Buch danken der Niedersächsische Heimatbund, die Schaumburger Landschaft und die übrigen Landschaften und Landschaftsverbände für die so fruchtbare Zusammenarbeit mit Hansjörg Küster in vielen Jahren.
Sigmund Graf Adelmann überreichte dem sichtlich gerührten Hansjörg Küster die druckfrische Publikation. Küster betonte in seinem Vortrag „Landschaften als Heimaten“, dass es viele Landschaften gäbe, die er selbst als Heimaten beschreiben könne – entweder weil er dort jeweils eine Weile gelebt habe oder immer wieder gern dorthin komme. Nahezu jeder Mensch verbringe bestimmte Lebensphasen an unterschiedlichen Orten, viele seien schon als Kind umgezogen oder tun dies für die Ausbildung bzw. eine neue Arbeitsstelle.
Mittlerweile sei es auch üblich, im Ruhestand noch einmal umzuziehen. An all diesen Orten brauchen Menschen heimatliche Bindungen, um sich wohlzufühlen, ohne die alten Bezüge zu verlieren. Heimatliche Bindungen, davon ist Hansjörg Küster überzeugt, erfolgen über die jeweiligen Landschaften, über die man lernen und dadurch besondere emotionale Bindungen entwickeln könne. Oft reiche schon ein Stichwort, um Interesse für Landschaft zu entwickeln. So kann das Schaumburger Land als Mitteleuropa im Kleinen charakterisiert werden, das vom Steinhuder Meer bis zum Hohenstein in Süntel reiche.
Landschaften seien aber nicht nur von Natur, sondern vor allem auch von Kultur und Ideen im Sinne von Vorstellungen geprägt. Ohne Menschen und ihre Kultur könne es keine Landschaft geben. So verknüpfen Menschen Landschaften stets mit Ideen wie im Fall von Schaumburg als Mitteleuropa im Kleinen. Die Natur selbst sei auch nicht statisch, weil sie stets von Kultur und Ideen und seit Jahrtausenden von Landwirtschaft und Landnutzung geprägt sei.
Landschaft sei deshalb immer auch veränderbare Kulturlandschaft und sie sei deshalb auch ein beständiges Gesprächsangebot. Wissen zu erwerben über die Landschaft, in der man lebt, sei dazu eine zentrale Voraussetzung. Solche Gespräche seien nicht zuletzt die Basis für die Integration von Menschen, die etwa aus Syrien, Afghanistan oder der Ukraine zu uns kommen. Für die Landschaften selbst sei es überdies der beste Schutz, wenn sich Menschen über sie unterhalten können.
Mit dem Buch „Heimaten“ hat Hansjörg Küster eine wichtige Grundlage dafür gelegt. Für seine eindrucksvolle Rede erhielt der Autor stehende Ovationen, bevor der Vizepräsident des Niedersächsischen Heimatbunds und Direktor der Niedersächsischen Sparkassenstiftung/VGH-Stiftung, Dr. Johannes Janssen, ein Schlusswort sprach. Die Cellistin Gesa Riedel rundete den eindrucksvollen Abend mit ihren wunderbaren musikalischen Darbietungen ab. Foto: pr
Foto 1: Sigmund Graf Adelmann, Präsident der Schaumburger Landschaft
Foto 2: Prof. Hansjörg Küster
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