„Keine wirtschaftliche Sicherheit“
Klinikum mit 4,75 Millionen Verlust im Jahr 2022

Obernkirchen (mm-05.07.23). Während einer Pressekonferenz im Klinikum Schaumburg haben Geschäftsführerin Diana Fortmann, Dr. Söhnke Theiß, Ärztlicher Direktor, und Dirk Hahne, Technischer Direktor, auf das Jahr 2022 und das erste Quartal 2023 zurückgeblickt und über die Krankenhausreform und die Kampagne „Alarmstufe Rot“ von der Deutschen Krankenhausgesellschaft informiert.

Das Jahresergebnis 2022 weist ein Minus von 4,75 Millionen Euro aus. Abschreibungen und Zinsaufwendungen für das Gebäude belasten das Jahresergebnis. Das operative Ergebnis, das ist das laufende Geschäft, die rein medizinischen Leistungen, fällt mit einem Minus von knapp 900.000 Euro besser aus. „Die Krankenhauslandschaft ist in einer dramatischen Lage, das spiegelt sich auch in unserem Klinikum wider, uns ist im Jahr 2022 keine weitere wirtschaftliche Konsolidierung gelungen“, berichtet Fortmann.

Das Klinikum hatte, so die Geschäftsführerin, im Jahr 2022 nicht so viele Patienten wie geplant. Kalkuliert wurde mit 19.552 Patienten, nach den Worten von Diana Fortmann ein „realistisches Ziel, mit Ehrgeiz“. Tatsächlich waren es nur 18.670 Personen. Allerdings sind im ersten Quartal 2023 bereits 4.982 Patienten im Klinikum behandelt worden; das sind 437 Personen mehr als im Vorjahr (+ 9,6 Prozent).

Dirk Hahne erläuterte, dass die Verdreifachung von Corona-Patienten von 325 im Jahr 2021 auf 914 im Vorjahr zum einen Auswirkungen auf die Personalressourcen, zum anderen aber auch auf das Jahresergebnis gehabt habe. „Jeder Corona-Patient zählt beim Aufwand doppelt, nicht aber bei den Einnahmen“, so Hahne. Die Geschäftsführerin machte darauf aufmerksam, dass die allgemeinen Preissteigerungen nicht einfach an Patienten und Krankenkassen weitergegeben werden können. „Wir brauchen einen Inflationsausgleich für Krankenhäuser“, zitiert Diana Fortmann eine Forderung der Deutschen Krankenhaus Gesellschaft.

Steigende Zahlen gibt es bei der Zentralen Notaufnahme. 31.145 Patienten sind hier im Vorjahr behandelt worden; in 2021 waren es noch 28.354. „Wir sind gut aufgestellt, an den alten Standorten wäre das nicht zu bewältigen gewesen“, betont Dr. Theiß. „Wir versorgen jeden und alle sollen sich hier gut aufgehoben fühlen, es muss aber finanziert werden“, verdeutlicht Fortmann.

Die Geschäftsführerin zeigt auf, dass eine positive Entwicklung bei den Pflegekräften in Vollzeit zu verzeichnen ist. Ist man 2018 mit 205 Vollkräften in der Pflege gestartet, sind es mittlerweile aktuell über 320 Vollkräfte in diesem Bereich. „Wir bilden inzwischen in neun Berufen aus – die Ausbildung ist ein wesentlicher Teil der Zukunftssicherung“, so Fortmann.

Die aktuellen politischen Beratungen zur anstehenden Krankenhausreform werden von den Verantwortlichen im Klinikum Schaumburg kritisch beobachtet. Viele Dinge seien noch ungeklärt, nachdem es Ende der letzten Woche bei der Bund-Länder-Konferenz keine Einigung gegeben hat. Die Krankenhäuser sollen nach Leveln eingeteilt werden und Leistungsgruppen (Versorgungsaufträge) zugeteilt bekommen.

„Bestimmte Leistungsangebote sind vom Level abhängig, das finden wir schwierig“, so Fortmann. „Eventuell können bestimmte Leistungen nicht mehr erbracht und einzelne Abteilungen gestrichen werden“, zeigt Dr. Theiß die drohenden Gefahren auf. „Gelenkte Krankenhausstrukturen, geht in Richtung Planwirtschaft“, schimpfte Hahne und stellte fest, „dass wir einen Mix an Leistungsangeboten brauchen; denn nicht jeder Patient bringt dem Klinikum Geld.“ Fortmann ergänzte, „dass Verluste nicht abschätzbar sind, wir keine wirtschaftliche Sicherheit haben.“ Sie will „wachsam sein und die politischen Beratungen verfolgen sowie die Hausaufgaben im Klinikum erledigen, zum Beispiel weitere Zertifizierungen anstreben.“

„Positiv weiterentwickelt haben wir uns im medizinischen Bereich, so hat Razvan Ioan Medrea im Mai die Chefarztfunktion in der Neurologie übernommen“, berichtet Dr. Söhnke Theiß. Medrea hat das Fachärzteteam erweitert, so dass das Klinikum nun eine vollumfängliche (24 Stunden an 7 Tagen) neurologische Versorgung vor Ort gewährleisten kann. Eine Zertifizierung von „Stroke Unit“, ein spezieller Bereich für Schlaganfallpatienten, wird angestrebt.

Eine Veränderung gibt es im Herbst in der Fachabteilung für Kardiologie. Dr. Lutz Dammenhayn geht zum 1. Oktober in den Ruhestand. Dr. Christian Heer, der die letzten acht Jahre in Nienburg gewirkt hat, konnte gewonnen werden und wird gemeinsam mit Dr. Söhnke Theiß die Fachabteilung Kardiologie leiten. „Die Struktur reizt mich, die Fusion ist eine richtige Entscheidung vor der Krankenhausreform gewesen – wir sind gut aufgestellt mit belastbaren Strukturen“, so Dr. Heer.

Foto: Sehen das Klinikum Schaumburg gut aufgestellt: Razvan Ioan Medrea (v.li.), Dirk Hahne, Diana Fortmann, Dr. Christian Heer und Dr. Söhnke Theiß

Kurz-URL: https://www.bueckeburg-lokal.de/?p=72405

Kommentare sind geschlossen

Unsere Werbepartner

Bäder-BBG-Logo-Blau-110428 NEU

Werbung

Fotogalerie

Anmelden | Entworfen von Gabfire themes