Abschluss-Aktion im Hort Graffiti – die Kunst im Schatten der Vorurteile
Bückeburg (mm-31.07.21). Die Städtische Kindertagesstätte Unterwallweg hat den Hortabgängern eine besondere Abschluss-Aktion ermöglicht. Auch in diesem Jahr verlassen den Hort einige Kinder der 4. Klassen. Für die Kinder bedeutet dieser Abschied das Ende einer vierjährigen Zeit, geprägt von Gemeinschaft, Freundschaft, Spiel, Spaß und natürlich auch Bildung in den Stunden nach dem schulischen Unterricht.
Die Frage, was neben den Erinnerungen an die gemeinsame Zeit und den geknüpften Freundschaften bleibt, hat in diesem Jahr eine deutliche Antwort: ein künstlerisches Andenken! Was gibt es Schöneres, als die Ästhetik einer Bildungseinrichtung von ihren Besuchern selbst prägen zu lassen.
In Bergdorf wurde vor einem Jahr eine Bushaltestelle erfolgreich von Kindern und Jugendlichen künstlerisch gestaltet. Der Hort-Erzieher Johannes Hänke hatte in diesem Projekt für die Stadtjugendpflege mit dem Graffiti-Künstler Niclas Hattendorf von „Art Paint Spray“ zusammengearbeitet und den Kontakt für die Kindertagesstätte aufgenommen.
„Ein solches Projekt habe ich mir schon während der Aktion in Bergdorf für unsere Einrichtung gewünscht“, so Hänke. Es sei eine perfekte Möglichkeit, die Kinder kreativ zu beteiligen, ihnen einen schönen Abschluss zu ermöglichen und gleichzeitig für eine Kunst zu sensibilisieren, die in der Gesellschaft noch viel zu negativ wahrgenommen wird.
„Im Zuge der Partizipation, geben wir den Kindern täglich Möglichkeiten zur Mitgestaltung des Kita-Alltages, wieso nicht auch bei der Gestaltung unseres Gebäudes“, meinte Kita-Leiterin Iris Wilkening zu dieser Idee. Ein Ort für die künstlerische Maßnahme war auch schnell gefunden: ein Balkonpfeiler auf der Hortterrasse auf der Hinterseite des Gebäudes.
Graffiti bildet ein eigenes Genre der bildenden Kunst, in dem Schriftzeichen durch verschiedene Techniken (Sprühen, Zeichnen etc.) auf Oberflächen erstellt werden. Sie ist ein Ausdruck des menschlichen Bedürfnisses, etwas Bleibendes zu schaffen, das von anderen bewundert oder zumindest wahrgenommen wird.
„Graffiti ist eine freie Ausdrucksform, die zwar kulturellen Regeln unterliegt, in der man aber immer seinen eigenen Weg einschlagen kann.“ berichtet Niclas Hattendorf. Er beschreibt seine Kunst als Grundelement der Hip-Hop Kultur, welche die einzige Kunstform sei, die aus dem Illegalen entstand. Heute gäbe es jedoch reichlich Möglichkeiten, das Handwerk legal zu betreiben.
„Das ’Graffiti Writing’ ist für die breite Öffentlichkeit meist wenig zugänglich, weil sie es nicht zuordnen oder bewerten kann.“ Daher ist es Hattendorf besonders wichtig, den frühen Kontakt, auch schon bei Kindern, mit dieser Kunstform herzustellen, damit viele Missverständnisse, die in der Gesellschaft vorherrschen, ausgeräumt werden können.
Vieles werde von den Medien missverständlich dargestellt. So tragen beschmierte öffentliche Gebäude mit politischen Parolen zu dem eher negativen Image bei. Dabei vereine die Graffiti-Kunst viele positive Aspekte. So wird die Selbstwirksamkeit gefördert, da man sich und seine Kunst eigenständig entwickeln kann. Auch das Gruppengefühl werde unterstützt, da der Austausch mit anderen Künstler/innen und Interessierten viel Raum für den sozialen Umgang bereithält und diese Kunst für alle zugänglich ist.
Den sozialen Aspekt konnten die Hortkinder in dem Workshop kennenlernen. Mit viel Fleiß, Energie und Spaß wurde ein gemeinschaftliches Werk geschaffen, das allen Beteiligten lange im Gedächtnis bleiben und die Erscheinung der Einrichtung langfristig prägen wird. Foto: pr
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