ASB bildet neue Kriseninterventionshelfer aus
Psychosoziale Notfallversorgung immer wichtiger

Bückeburg (mm-25.04.19). Das Team für die psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) des Arbeiter-Samariter-Bundes Hannover-Land/Schaumburg besteht derzeit aus elf Personen. Die Ehrenamtlichen des PSNV-Teams stehen Menschen nach erschreckenden Ereignissen zur Seite. Ihr Ziel ist es, posttraumatische Belastungsstörungen zu verhindern. Die ehrenamtlichen Helfer betreuen Angehörige nach einem plötzlichen Todesfall, Opfer von Gewalttaten, aber auch Augenzeugen von Unfällen, Unfallopfer und Einsatzkräfte.

Sie begleiten die Polizei bei der Überbringung von Todesnachrichten, stehen Familien bei Suiziden, Tötungsdelikten oder auch plötzlichem Kindstod zur Seite. Dabei bieten die Retter den Menschen Unterstützung in den ersten Stunden bei der Realisierung und Verarbeitung der Geschehnisse, aktivieren soziale Netzwerke und vermitteln weiterführende Hilfsangebote. Ziel ist es, das Risiko von langfristigen seelischen Schäden, wie der posttraumatischen Belastungsstörung zu verhindern.

„Eine Begabung müssen alle unsere Helfer haben, die Fähigkeit zuhören zu können“, erläutert Nadine Brockhoff, PSNV-Leiterin in Bückeburg. In der Betreuung geht es nicht darum, besonders schlaue Lebenskrisen-Bewältigungs-Tipps zu geben, sondern den Betroffenen durch aufmerksames Zuhören und Empathie in ihrer vielleicht schwersten Stunde beizustehen. Die Einsatzzeiten für die Kräfte variieren und im Durchschnitt dauert die Betreuung von Betroffenen circa zwei Stunden.

„Unfälle und Suizide sind zeitintensiv“, so PSNV-Helferin Julia Mehlau, hier hatten wir dieses Jahr bereits einen Einsatz, der über vier Stunden dauerte. „Die PSNV-Staffel kann rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr, von der Rettungsleitstelle alarmiert werden“, ergänzt Petra Stenske, Diplom Psychologin und Notfallpsychologin. Sie kümmert sich unter anderem als fachliche Leitung um die Aus- und Fortbildung der Helfer.

Dass die Ehrenamtler gebraucht werden, spiegelt die Bilanz wider. So ist die Einheit letztes Jahr bereits neun Mal zum Einsatz gekommen. Aktuell fand in Bückeburg ein Lehrgang statt, um weitere Helfer zu gewinnen. Der beim ASB-Niedersachsen erstmalige Pilotlehrgang umfasste eine 100-stündige Ausbildung zum Kriseninterventionshelfer. Die Ausbildung wurde von den ASB-Gliederungen finanziert und konnte dank einer Spende von 1.000 € des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes für alle Teilnehmer vergünstigt angeboten werden. Die Ausbildung dauerte mit zwölf Teilnehmern aus ganz Niedersachsen und Hamburg insgesamt sechs Monate. Der Lehrgang umfasste unter anderem Kommunikation, Stress- und Belastungsreaktionen, Methoden der psychischen Stabilisierung und den eigenen Umgang mit Belastungen. Die Inhalte entsprechen dem gemeinsamen Curriculum der großen Hilfsorganisationen und Kirchen.

Auch mehrere örtliche Anbieter für weiterführende Hilfsangebote waren an der Ausbildung beteiligt. So konnte Anke Heldt vom Weißen Ring Schaumburg über die Unterstützung im Rahmen der Opferhilfe berichten. Des Weiteren war der Kinderschutzbund, Christel Varelmann, beim ASB dabei und berichtete unter anderem über die Kindertrauergruppe und das Kinder- und Jugendtelefon – Nummer gegen Kummer. Da sich alle Helfer an einem Wochenende auch mit dem Thema Tod und Sterben auseinandersetzen mussten, besuchten die Teilnehmer den Ruheforst Schaumburger Land und ließen sich diese alternative Bestattungsmethode erklären. Zusätzlich wurde die integrierte Regionalleitstelle Schaumburg/Nienburg besucht, um den Lehrgangsteilnehmern die Alarmierungswege aufzuzeigen.

Nach zwölf Ausbildungstagen konnten neun Helfer am letzten Wochenende den Lehrgang erfolgreich beenden (Foto). Drei Teilnehmer brachen den Lehrgang aus unterschiedlichen Gründen ab. „Meistens stellen diese Teilnehmer während des Lehrganges fest, dass diese Art des Helfens doch nichts für sie ist“, berichtete Ausbilder Jörg Brockhoff. „Und das Lernen geht weiter!“, erklärte Petra Stenske zum Abschluss des Lehrganges.

„Regelmäßige Einsatznachbesprechungen und Supervision gehören ebenfalls zur ständigen Weiterbildungspflicht in der Akutbetreuung. Die Mitarbeit in Kriseninterventionsdiensten ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Um den teilweise schweren Anforderungen und belastenden Situationen gerecht zu werden und um die eigene Sicherheit im Einsatz zu erhöhen, ist die Bereitschaft sich ständig weiterzubilden unerlässlich“, so Stenske weiter. Die ersten Erfahrungen sammelt man am besten, indem man als zweiter Betreuer an Einsätzen teilnimmt. Im Anschluss des Lehrganges steht daher noch allen Teilnehmern eine Hospitationsphase bevor, ehe sie eigenverantwortlich Einsätze übernehmen können. Zur Zeugnisübergabe wünschten die Ausbilder Nadine und Jörg Brockhoff sowie die fachliche Leitung Petra Stenske den neuen Kriseninterventionshelfern, allzeit die richtigen Worte zu finden und immer eine passende Idee zur Intervention zu haben. Foto: ASB

 

 

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