Bell UH-1D auf Abschiedstournee
„Huey“ ab Juli 2021 im Hubschraubermuseum

Bückeburg (mm-30.12.20). Der Hubschrauber Bell UH-1D (Huey) ist seit über 50 Jahren bei der Bundeswehr und im SAR-Dienst (Source and Rescue) im Einsatz. Dieser Hubschrauber mit Sonderlackierung wird Mitte des Jahres 2021 seine Abschiedsflüge beendet haben und nach dem letzten Flug in Bückeburg landen, um anschließend im Hubschraubermuseum Bückeburg seinen letzten Standplatz zu finden. Kerstin und Dieter Bals, Museumsleitung und Geschäftsführung Hubschrauberzentrum e.V., haben uns einen Bericht über die Geschichte des Bell UH-1D für eine Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.

Im Februar 1954 schrieb die US-Army einen Wettbewerb für einen turbinengetriebenen Mehrzweckhubschrauber aus, der u.a. für Transport-, Blindflug und zur Evakuierung von verletzten Soldaten eingesetzt werden sollte. Die Firma Bell entwickelte unter der Bezeichnung die XH-40, und erhielt im Mai 1955 den Auftrag, drei Prototypen zu bauen.

Der Erstflug fand am 22.10. 1956 statt. Am 19.10 1956 wurde ein Vertrag über sechs Prototypen (YH-40) unterschrieben. Es folgten neun Vorserienhubschrauber unter der Bezeichnung HU-1 (H für Helicopter, U für Utility). Die Buchstabenfolge führte durch die Soldaten zu dem Spitznamen „HUEY“.

Offiziell erhielt der Hubschrauber den Namen des Indianerstammes „Iroquois“. Am 30.06.1959 erfolgte die erste Auslieferung der HU-1A. 1962 änderte man die Bezeichnung im Rahmen der Vereinheitlichung aller Waffensysteme in UH-1. In diese Zeit fällt auch die erste Veränderung in die Version UH-1B (Höhere TWK-Leistung, größerer Rotordurchmesser. Im Herbst 1968 startete die Flugerprobung für den Nachtkampf mit UH-1C.

7.000 Bell UH-1 in der Rolle als Luftnahunterstützer waren in Vietnam eingesetzt. Geplant war der Hubschraubereinsatz während dieses Krieges für einen Gesamt-Flugzeit zwischen 15 und bis zu 50 Stunden pro Hubschrauber. Ca. 2.000 Hubschrauber kehrten nach dem Krieg aus dem Einsatz in die USA zurück.

1963 zeigte die Fa. Bell die „Delta“ erstmals in Europa. Die wesentlichen Unterschiede gegenüber der „Bravo“ waren ein um 114 cm verlängerter Rumpf, dadurch vergrößerter Innenraum, Sitzplätze für 14 Soldaten, große Schiebetüren mit zwei Fenstern an jeder Seite des Laderaumes, größerer Kraftstofftank und verbesserte Triebwerksleistung.

Von Juli bis Anfang Oktober 1964 wurde die Erprobung für die UH-1D von Faßberg aus mit Erprobungen im Gebirge, über See und in der Wartungsfreundlichkeit durchgeführt. Das Verteidigungsministerium der Bundesrepublik Deutschland beschloss dann am 01.04.1965 die Einführung der Bell UH-1D. Die Lizenzproduktion und die späteren Modifizierungen erfolgten durch die Fa. Dornier in Oberpfaffenhofen.

Streng genommen handelt es sich eigentlich um einen UH-1H, weil während der Produktion auf das T53-L13 Triebwerk umgeschwenkt wurde und ältere Hubschrauber nachgerüstet wurden. (Der Lizenzvertrag beinhaltete ausdrücklich den Lizenzbau der UH-1D, so blieb es bei der UH-D Bezeichnung, Das ‚D‘ steht also nicht für Deutschland sondern ist die vierte Entwicklungsstufe).

Am 17.08.1967 übernahm GenLt Josef Moll (Inspekteur des Heeres) die erste UH-1D für die Heeresflieger, GenLt Johannes Steinhoff übergab die ersten Hubschrauber am 15.02.1968 an die Luftwaffe in Penzing. 203 Hubschrauber bekamen die Heeresflieger für ihre drei aufzustellenden Regimenter (Neuhausen o. E., Niederstetten und Faßberg) sowie der Staffel in Itzehoe in einem gemischten Regiment. 131 Hubschrauber erhielt die Luftwaffe und 16 wurden an den Bundesgrenzschutz ausgeliefert.

Die UH-1D flogen im Laufe der vergangen Jahrzehnte ihre Einsätze oft auch im Ausland, Einsatzgebiete waren neben Iran, Kroatien, Kosovo, die Türkei, Somalia (Unosom II). Vergessen werden sollen auch nicht die vielen AMF-Übungen zwischen Nordnorwegen und der Türkei der Staffel aus Niederstetten. Im Zeitraum von 1971 bis 2006 stand der Hubschrauber ebenfalls im Dienst der Deutschen Luftrettung.

Die letzten UH-1D der Bundeswehr fliegen noch in der 7. Staffel des Regiments 30, Niederstetten, als Rettungshubschrauber (SAR). Die Bell UH-1 gilt als der meistgebaute Hubschrauber der Welt. Bis heute wurden mehr als 16.000 Hubschrauber dieses Typs produziert.

Nach über 2,3 Millionen Flugstunden und einer Einsatzdauer bei der Bundeswehr von 1968 bis 2021 wird sie nun voraussichtlich am 30.06.2021 „ausgephast“. Seit dem 07.06.2011 hat dieser berühmte Hubschrauber auch einen Platz im Hubschraubermuseum der Stadt Bückeburg.

Die letzte Huey der Bundeswehr wird bis zum Juni 2021 im Flugbetrieb sein, es ist die 73+08, sie verfügt über eine wunderbare Sonderlackierung „Goodbye Huey“ (Foto) und wird noch im ersten Halbjahr in Deutschland zu sehen sein. Diese UH-1D mit der Sonderlackierung wird dann im kommenden Jahr ihren letzten Landeplatz im Hubschraubermuseum Bückeburg erhalten und die dort vorhandene Maschine ersetzen. Nur so kann diese Lackierung wetterfest für die Nachwelt erhalten werden. Foto: Sven Sommerfeld (MIDAIR Publications).

Kurz-URL: https://www.bueckeburg-lokal.de/?p=57274

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