Carsten Langner verzaubert Publikum„Poetische Momente“ des Kulturvereins
Bückeburg (sc-24.01.18). Die „Poetischen Momente“ des Kulturvereins Bückeburg verdienen ihren Namen zu Recht. Wer – wie ich – das erste Mal dabei war, ist erstaunt darüber, wie zahlreich das Publikum erschienen ist. Oder – wie Frank Suchland es in seiner Anmoderation humorvoll formulierte: „Die Dame von der Presse ging von zehn Gästen aus, die im Halbkreis um eine Gitarre sitzen. Wir sind aber tatsächlich immer 110 Gäste, die seit nunmehr 15 Jahren die Poetischen Momente genießen.“ Und ein Genuss war es wirklich, als Carsten Langner, Jahrgang 1988, aus Kiel nur mit einer Akkustik-Gitarre vor dem Mikrofon stand und es schaffte, allein mit Worten und seinen zu Musik gewordenen Geschichten und Gedichten die Zuhörer so zu fesseln, dass man wirklich von einem „poetischen Moment“ sprechen muss.
Der Liedermacher aus dem Norden ist seit 2010 mit seiner eigenen Musik unterwegs, betreibt zudem ein Tonstudio und veröffentlicht seine Musik im eigenen „Clabauter-Musik“-Verlag. Bereits zum zweiten Mal ist er Teil der „Poetischen Momente“ und hoffentlich wird er das zukünftig auch sein. Seine Musik reiht sich mühelos ein bei den großen Namen wie Reinhard Mey oder Hannes Wader. Der übrigens zu seinem Bühnenabschied im vergangenen Jahr beklagte, dass niemand mehr seine Lieder spielen würde und er zudem der einzige sei, der diese Art Musik vertreten würde. „Weit gefehlt, lieber Herr Wader, Carsten Langner spielt Ihre Musik und ist zudem ein hervorragender Liedermacher.“
Seine Titel bestechen durch ihre Wortvielfalt, ihren Wortwitz, ihre Eindringlichkeit und so, dass er Humorvolles und Ernstes auf den Punkt bringt. Nie ist es albern, nie ist es theatralisch, immer trifft er den Nerv der Zuhörer, was der begeisterte Applaus nach jedem Titel beweist.
Dass es nicht nur vertonte Gedichte sind, sondern er auch den sogenannten „Talkingblues“ beherrscht, zeigt der nächste Titel. Talkingblues sei, so Langner, im Übrigen ein schnellerer Sprechgesang, eine Art „cooler Rap“, nur mit einer etwas gewählteren Sprache. So erzählte er beispielsweise in „Googlediagnostik“ darüber, dass er als „Cyberchondra“ (die Steigerung von Hypochondra in Verbindung mit Diagnosen aus dem Internet) stets seine vermeintlichen Krankheitssymptome im Internet „ergoogelt“, um sich dort Rat und Hilfe zu holen, die er dann dem Hausarzt direkt mitteilt.
Seine Idee ist dabei, dass man zukünftig nicht nur Diagnosen, sondern auch Medizin und Operationen via Internet und 3D Drucker ausführen kann. Ein weiterer Titel befasst sich damit, dass so mancher Prominente es nicht schafft, rechtzeitig die Bühne zu verlassen, weil „er will es nochmal wissen“ und sich dabei nicht nur selbst entthront, sondern auch der Lächerlichkeit preisgibt.
Dass man auch Politisches lyrisch verpacken kann, zeigt Langner in dem Stück „Mein Heimatland“, in dem er die Werte in Frage stellt und auf Fremdenhass und dem, was gerade politisch aktuell ist, eingeht. Jedem seiner Stücke geht eine kleine Einführung voran, die beschreibt, wie der Titel entstanden ist und hinweist auf das, was ihm wichtig ist.
Seiner Liebe zum Meer, seiner Heimat, wollte er ein Denkmal verleihen und beschreibt in dem Lied „Wieder am Meer“ die Sehnsucht nach Wind und Wellen. Seine Empfehlung an das Publikum war auch, bei heftigem Sturm einmal über den Deich am Meer zu gehen und sich den Wind ins Gesicht wehen zu lassen, man kehre als anderer Mensch zurück. Er selbst liebt es, um diese Jahreszeit am Strand entlangzugehen, weil man da völlig allein sei. „Nicht, dass ich das mache“, schmunzelte er, „aber es ist ein schöner Gedanke.“
Norddeutsch wird es auch in einer der Zugaben von Langner, in dem vertonten Gedicht von Klaus Groth geht es um „Dat Dörp in Snee“. Winter ist ein Lieblingsthema von Langner, was sich auch in einem weiteren Winterlied zeigt „Wenn der Winter nie mehr wiche“. Nach einer Stunde mit wunderschöner Musik und dem eigentlichen Ende des diesmaligen „Poetischen Moments“ muss Carsten Langner doch noch mehrfach zurück auf die Bühne, weil das Publikum mehr fordert.
Wenn Sie nun Lust haben, auch in der gemütlichen Atmosphäre der Landfrauenschule in Bückeburg, bei einem leckeren Essen und einem Glas Wein, welches durch das großzügige Sponsoring der Sparkasse Schaumburg im vergünstigten Eintrittspreis enthalten ist, sich verzaubern zu lassen, dann haben Sie noch zweimal die Möglichkeit dazu: Am 23. Februar mit dem „Duo Kelpie“ und am 16. März mit Eddy Winkelmann. Einlass jeweils 19 Uhr!
Foto 1: Carsten Langner – Liedermacher und Poet
Foto 2: Frank Suchland begrüßt das Publikum im ausverkauften Saal der Landfrauenschule.
Foto 3: Nach einem gemütlichen Essen mit Gesprächen folgt der zweite Teil der „Poetischen Momente“.
Foto 4: Gut eingestimmt auf den Abend – Carsten Langner an der Gitarre
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