„Demokratie muss sich wehren“
Synagoge als Gedenk- und Lernort
(pm – 6.7.24) Mitglieder der Gruppe SPD/FDP im Kreistag haben kürzlich die ehemalige Synagoge an der „Gasse zur alten Synagoge“ in Stadthagen besichtigt. Andreas Kraus und Lena Sebening vom Förderverein ehemalige Synagoge Stadthagen e.V. und Ute Urselmann, Leiterin der VHS Schaumburg, haben von der Geschichte der Juden in Stadthagen und des Gebäudes Wissenswertes berichtet.
Seit dem späten Mittelalter lebten jüdische Familien in Stadthagen. Erst im Jahr 1858 erlaubte der Rat der Stadt den Bau einer eigenen Synagoge. „Im Hinterhof wurde klein und billig gebaut, ein klassischer Backsteinbau des 19. Jahrhunderts“, erläuterte Andreas Kraus. In der Nacht vom 11. auf den 12. November 1938 zündeten Nationalsozialisten im Inneren der Synagoge ein Feuer an. Das Gebäude ist aber wegen der Hinterhoflage nicht niedergebrannt. Anlieger hatten Brandgeruch wahrgenommen und die Feuerwehr gerufen.
Die jüdische Synagogengenossenschaft wurde von den Nazis gezwungen, ihr Grundstück und die Gebäude zu verkaufen. Neue Eigentümer hätten das Gebäude in Nachbarschaft zum Restaurant „Kanapee“ für wenig Geld erhalten. Die frühere Synagoge sei dann viele Jahre als Lagerplatz „missbraucht“ worden und in der Öffentlichkeit in Vergessenheit geraten. Erst 1988 hat die Stadt Stadthagen eine Gedenkveranstaltung organisiert und eine Gedenktafel am Gebäude anbringen lassen.
2007 entstand eine Diskussion um die Errichtung eines zentralen Denkmals für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus im Landkreis Schaumburg. Ergebnis intensiver Gespräche war es, die alte Synagoge zu einem Dokumentations-, Gedenk- und Lernort über die NS-Herrschaft und ihre Opfer in Schaumburg neu zu gestalten. Ideengeber und Unterstützer waren u.a. der frühere Landesbischof Jürgen Johannesdotter, der frühere Oberkreisdirektor Dr. Klaus-Henning Lemme, der frühere Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier und Jürgen Lingner. Die Stadt Stadthagen hat das Gebäude gemietet. Die Aufgabe zur inhaltlichen Ausgestaltung wurde dem 2008 gegründeten Förderverein übertragen. 2015 begannen die Bauarbeiten; am 29. Oktober 2017 erfolgte in Anwesenheit von Stephan Weil die feierliche Eröffnung.
„An diesem Ort geht es nicht nur um den Nationalsozialismus und Judenverfolgung, sondern auch um aktuelle Fragen des Rassismus, des Rechtsextremismus und der Menschenrechte“, erläuterte Kraus. Der Ort sei prädestiniert dafür, um eine Brücke zur Gegenwart zu schlagen. „Re-Migration, Hass und Hetze – manche Dinge kann man nicht machen – die Demokratie muss sich wehren“, sprach Andreas Kraus Klartext. Man müsse die Jugendlichen sensibilisieren, die Demokratie zu verteidigen.
„Wir wollen Multiplikatoren in der Vereinsjugend und beim Nachwuchs der Freiwilligen Feuerwehren finden“, meinte Ute Urselmann, die Leiterin der VHS Schaumburg. Es wird noch in diesem Jahr Kurse, gemeinsame Veranstaltungen des Landkreises, der AWO und der VHS, einen Kurzfilmabend am 8. November und eine Lange Nacht der Demokratie geben.
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