„Jeder Austritt ist enttäuschend“Landeskirche rechnet mit Verlusten in Höhe von etwa 1 Million Euro
Bückeburg (mm-05.07.20). Während der 2. Tagung der XX. Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe am Samstag im Rathaussaal hat Christian Frehrking, Präsident des Landeskirchenamts, über die möglichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den landeskirchlichen Haushalt 2020 vorgetragen. Von einem „Middle-Case-Szenario“ ausgehend, sei für 2020 mit einem Rückgang der Kirchensteuer in Höhe von rund 10 Prozent zu rechnen, was rund eine Million Euro ausmacht.
Frehrking betonte, dass der Anteil der Kirchensteuer-Einnahmen rund 83 Prozent des Haushalts ausmacht. Das Kurzarbeitergeld unterliege nicht der Lohnsteuer und damit auch nicht der Kirchensteuer. Mit der Abnahme der Erwerbstätigkeiten reduziere sich auch das Steueraufkommen. Der sogenannte „Lockdown“ führe auch bei vielen Selbständigen und Freiberuflern zu Umsatzrückgängen.
„Eine Haushaltssperre bringt zurzeit nichts“, ist Frehrking überzeugt. Er will den positiven Jahresabschluss des Haushaltsjahres 2019 in Höhe von etwa 700.000 Euro dafür verwenden, die Einnahmeverluste in 2020 aufzufangen und Mittel aus den Rücklagen („haben Schwankungsrücklage“) entnehmen.
Bei rund 70 Eintritten hatte die Landeskirche Schaumburg-Lippe im vergangenen Jahr auch rund 900 Austritte zu verzeichnen. „Jede Entfernung durch Austritt ist schmerzvoll, enttäuschend und traurig“, so Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke. Man wisse nicht einmal genau, welche Faktoren man zu vertreten habe und wo die Gründe liegen.
Es sei ein Trend in der Gesellschaft, dass die Menschen sich für Projekte in ihrem Umfeld über einen gewissen Zeitraum engagieren, aber ungern Bindungen eingehen. Sportvereine, Parteien und Gewerkschaften hätten diese Erfahrung auch schon machen müssen. „Wir bereiten uns seit längerem darauf vor, mit voraussichtlich weniger Mitgliedern und mit weniger finanziellen Mitteln, dennoch fröhlich, entschieden und attraktiv Kirche gestalten zu wollen“, so Dr. Manzke.
In seinem Bericht ging der Landesbischof auch auf die Situation der Bewohner in den Altenheimen ein. Von Beginn des Lockdowns an habe er sich gefragt, wie es gelingen kann, trotz absoluten Besuchsverbotes diejenigen, die „wir zu Hause und den Heimen vor dem Virus schützen wollen und gleichzeitig in die Einsamkeit geschickt haben, nicht völlig der damit quasi verordneten Einsamkeit zu überlassen.“
Man habe in Absprache mit der Heimaufsicht durchsetzen können, so Dr. Manzke, dass ein Seelsorger in jedem Heim sich um einsame und sterbende Menschen kümmern und Trost spenden kann. Bei den Diskussionen um den „unbedingten Lebensschutz für jeden Menschen in jeder Lebenslage mit der Folge, schwerstkranke und sterbende Menschen auf unbestimmte Zeit in die Isolation zu schicken“, gehe es um die Abwägung von gleichwertigen Lebensgütern. Die Rechte und Ängste der Mitarbeiter in den Einrichtungen vor einer Ansteckung seien zu berücksichtigen.
Der Kinder- und Jugendausschuss wurde von der Synode beauftragt, in Kooperation mit dem Landesjugendpfarramt und den Gemeinden bis zur Herbstsynode 2020 ein zukunftsfähiges Konzept der landeskirchlichen Jugendarbeit weiter zu entwickeln. Dabei geht es konkret auch um die Weiterbeschäftigung der auf fünf Jahre befristeten Stellen eines Musikers und zweier Diakone.
„Wir hoffen, dass die Eltern die Jugendarbeit wertschätzen und eine Bindung an die Kirche entsteht“, meinte Pastor Jan-Uwe Zapke. Ein Gradmesser für den Erfolg der Jugendarbeit ist nach den Worten von Christian Frehrking die Beteiligungsquote der Kinder und Jugendlichen an den angebotenen Veranstaltungen. „Unser Ziel ist es, die Jugendarbeit zu stärken“, so Pressesprecher Ulrich Hinz abschließend.
Foto: Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke (v.li.), Daniela Röhler, Präsidentin der Landessynode, und Christian Frehrking, Präsident Landeskirchenamt
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