„Kein Mensch muss Gewalt erdulden“
30 Jahre Frauenhaus Schaumburg

Landkreis (mm-17.08.17). Anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Frauenhauses Schaumburg hatte der AWO-Kreisverband Schaumburg am Sonntag zu einem Empfang in das Kreishaus nach Stadthagen eingeladen. „Die AWO steht generell dafür ein, dass kein Mensch Gewalt erdulden muss – diesen Anspruch werden wir auch weiterhin erheben“, meinte Heinz-Gerhard Schöttelndreier, der Vorsitzende des AWO-Kreisverbandes.

Schöttelndreier erinnerte an die schwierige politische Diskussion im Jahr 1987, als noch öffentlich Zweifel an der Notwendigkeit eines Frauenhauses geäußert wurden. Der Zulauf des neuen Frauenhauses habe den Befürwortern sehr schnell Recht gegeben. Man könne sicherlich nicht froh darüber sein, dass die Gewalt in den Familien eher noch zugenommen habe, „aber das Frauenhaus ist inzwischen im sozialen Netzwerk und in der Gesellschaft fest etabliert.“ Niemand zweifele an der Existenzberechtigung, Landkreis und Land würden die Finanzierung mit 2/3 zu 1/3 sicherstellen.

Landrat Jörg Farr betonte, dass die Finanzierung des Frauenhauses bei den Haushaltsberatungen nicht lange diskutiert wird. Aber die praktische Hilfestellung könnten nur die Haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen sieben Tage in der Woche rund um die Uhr sicherstellen, damit die Frauen Tag und Nacht Zuflucht finden können. Moderatorin Gudrun Wolter stellte fest, dass in diesem Landkreis Landrat, Verwaltung und die Mitglieder des Kreistages über alle Parteigrenzen hinweg ihre soziale Verantwortung ernst nehmen. Jeder in eine präventive Sozialpolitik investierte Cent trage zum Frieden in der Gesellschaft bei.

„30 Jahre Frauenhaus Schaumburg sind ein Jubiläum, das aber auch Anlass zum Nachdenken gibt“, meinte Cornelia Rundt, die Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, in ihrer Festrede. Es sei erschreckend, dass auch drei Jahrzehnte später die Zahl der Schutzsuchenden nach wie vor hoch ist. Allein in Niedersachsen hätten in den Jahren 2012 bis 2015 mehr als 114.500 von Gewalt betroffene Frauen mit ihren Kindern Frauenhäuser aufgesucht und Beratungs- und Unterstützungsangebote in Anspruch genommen.

Man sei aber im gemeinsamen Kampf gegen Gewalt einen Schritt weiter gekommen; denn häusliche Gewalt sei kein Tabuthema mehr. Ein wichtiger Meilenstein, so die Ministerin, sei das seit 2002 existierende „Gewaltschutzgesetz“ gewesen. Häusliche Gewalt sei nun keine Privatangelegenheit mehr, sondern eine Straftat. Die Landesregierung fördert zusätzlich zu den insgesamt 41 Frauenhäusern derzeit 38 Gewaltberatungsstellen und 29 Beratungs- und Interventionsstellen bei häuslicher Gewalt (BISS), wie es auch eine in Stadthagen gibt. „Die Fördermittel sind ab 2017 um fast 47 Prozent erhöht worden, so dass nun 8,65 Millionen Euro zur Verfügung stehen“, so Rundt.

Foto 1: AWO-Geschäftsführerin Heidemarie Hanauske (v.li.) ehrt die Frauenhaus-Mitarbeiterinnen Doris Weide, Sabine Fischer, Ulrike Lehmann und Gabriele Rudnick.

Foto 2: Cornelia Rundt

Foto 3: Heinz-Gerhard Schöttelndreier

Foto 4: Jörg Farr

 

Kurz-URL: https://www.bueckeburg-lokal.de/?p=33673

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