Norddeutsche Wirtschaft: Bald wieder lukrativer für Investoren?
Die Wirtschaftssituation im Norden zeigt sowohl Licht als auch Schatten. Hippe Start-up-Hubs und Großindustrie auf der einen Seite, Fachkräftemangel und Wegzug auf der anderen Seite – die Risiken liegen mittlerweile offen auf dem Tisch.
Sanierungen als echte Chance für die Zukunft – vor allem im Norden
Die Marktlage ist härter geworden – dies gilt grundsätzlich in allen Branchen und Regionen, doch der Norden Deutschlands zählt zu den besonders betroffenen Regionen. Von globalen Hot Spots wie Hamburg und der Autostadt Wolfsburg einmal abgesehen, tun sich viele Betriebe schwer damit, wirtschaftlich zu bleiben. Immerhin gibt es selbst in existenzbedrohenden Situationen immer noch Hoffnung.
Diese kommt aus dem Internet. Investoren können auf spezialisierten Plattformen insolvente Firmen finden, und das in zwei Richtungen: Zum Verkauf stehende Unternehmen sind inseriert und am Kauf interessierte Gesellschaften können ihr Gesuch eintragen. Auf diesem Weg kommen beide Seiten schnell zusammen und anstelle einer Insolvenz ist eine gesunde Sanierung plötzlich wieder realistisch denkbar. Als Folge bleiben Arbeitsplätze bestehen, der Standort wird gestärkt und es fließen Steuereinnahmen.
In Norddeutschland hat sich dieses Prinzip bewährt, wird allein jedoch nicht ausreichen. Ein Umdenken ist gefragt, wie die IHK Nord in ihrem Zukunfts-Check deutlich macht: Die Region muss ihre Stärken bündeln und gemeinschaftlich auftreten. Dadurch werden Fachkräfte angelockt und gebunden, was weiteres Geld nach sich zieht und Wachstum ermöglicht.
Norden in der Verfolgerposition – wie lange noch?
Die Abwanderung von Unternehmen ins Ausland ist dabei ein Schlüsselfaktor, der dringend umgekehrt werden muss. Günstigere Standorte sind die Antwort auf den steigenden Kostendruck, sinkende Auftragslagen bestärken den Trend zur Abkehr von der Heimat. Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, ist nicht zuletzt der Staat gefragt: Die Nord-Industrie fordert Steuererleichterungen, um die Rentabilität zu verbessern, Bürokratieabbau dürfte dem Geschäft ebenfalls entgegenkommen.
Dies sind schließlich die Voraussetzungen, unter denen ein Standort auch für Investoren interessant wird. Ob und wann die gewünschten Effekte eintreten, ist bislang nicht absehbar und das Nord-Süd-Gefälle in Deutschland besteht vorerst weiter. Beispielhaft dafür steht die Zahl der DAX-Konzerne aus Bayern und Baden-Württemberg: Beide Süd-Bundesländer dominieren diese Kategorie seit Jahrzehnten beinahe konkurrenzlos.
Die Strukturprobleme des Ostens sind ebenso lange bekannt, der Westen hat den Niedergang der einst starken Bergbauindustrie immer noch nicht ausgeglichen, lediglich der Norden hat dank seiner Lage weiterhin eine echte Charakteristik mit Potenzial, nämlich die Wasserwege, die die Region mit der ganzen Welt verbinden und die Vergangenheit maßgeblich zum Guten geprägt haben. Der Ansatzpunkt für die Zukunft ist damit klar definiert und wartet darauf, umgesetzt zu werden.
Bild: ©istock.com/Nikada
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