„Prävention ist günstiger als Nachsorge“
Karsten Becker (MdL) im Gespräch mit der AWO

Stadthagen/Landkreis (mm-26.09.17). Der Landtagsabgeordnete Karsten Becker hat auf Einladung von Heidemarie Hanauske, Geschäftsführerin des AWO-Kreisverbandes, ein Gespräch mit den Mitarbeiterinnen Janina Schmidt, Sabine Fischer und Gabriele Rudnick geführt, um Einzelheiten über die Themen BISS (Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt) und Frauenhaus zu erfahren. Einleitend zeigte sich Hanauske erfreut darüber, dass die Landesregierung eine neue Richtlinie zur Förderung von Frauenunterstützungseinrichtungen beschlossen hat. So erhält der AWO-Kreisverband Schaumburg 65.000 Euro vom Land für das Frauenhaus und rund 40.000 Euro („deutliche Erhöhung“) für BISS.

„Ich habe gehofft, dass durch den Einsatz vielfältiger Maßnahmen die Situation sich verbessern und der Beratungsbedarf abnehmen wird, das Gegenteil ist aber der Fall, immer mehr Frauen und Kinder sind von Gewalt betroffen“, meinte Karsten Becker. In Teilen der Gesellschaft werde Gewalt als Mittel zur Lösung von Konflikten angesehen, auch im Zuge der Zuwanderung seien nach 2015 Menschen zu uns gekommen, die in „problematischen Beziehungen“ leben.

Janina Schmidt bestätigte, dass bei den steigenden Vorfällen auch die Migrantinnen ihren Anteil haben. Diese Frauen hätten meistens schon in der Heimat Gewalt erlebt, würden hier dann erkennen, „ich kann etwas tun“. Zugenommen hätten auch die Stalking-Fälle durch den Ex-Partner. Für Hanauske steigt die Beratungsarbeit auch, weil das Thema mit der Einführung des Gewaltschutzgesetzes enttabuisiert worden ist und der Staat seit dem Jahr 2002 auch für Gewalt in den eigenen vier Wänden zuständig ist und reagieren kann.

Für Schmidt ist es wichtig, in dem Beratungsgespräch mit den Frauen einen Weg zu entwickeln, wie sie selbst ihre Situation verbessern können. Sie vertrete nicht den Anspruch, dass sich die Frauen vom Mann trennen. Wichtig sei es zu erkennen, wann die Kinder unter häuslicher Gewalt leiden. Fischer berichtet, dass Frauen aus den Flüchtlingsunterkünften ins Frauenhaus kommen, aber meistens wieder zum Mann zurückkehren. Sie hätten zuvor die Heimat verloren, besitzen ein anderes Rollenverständnis und kennen die Strukturen in Deutschland nicht. „Sie sind oft innerlich auf dem Absprung, haben aber den gesamten Familienclan gegen sich“, ergänzt Gabriele Rudnick. Die Mitarbeiterinnen der AWO loben unter anderem die Zusammenarbeit mit der Polizei, Job Center und Kinderschutzbund.

„Dank der jahrzehntelangen Unterstützung des Landkreises haben wir keine größeren Probleme“, informierte Heidemarie Hanauske den Landtagsabgeordneten. Vier Teilzeitmitarbeiterinnen für das Frauenhaus seien allerdings zu wenig, zumal die Erreichbarkeit 24 Std. täglich gewährleistet wird. Die AWO-Geschäftsführerin wünscht sich einen Rechtsanspruch auf einen Platz im Frauenhaus. Zudem würde sie sich gern „mehr um die Prävention kümmern.“ Sabine Fischer und Gabriele Rudnick weisen auf den Mangel an Kindergartenplätzen für die betroffenen Mädchen und Jungen hin. „Kindergarten und Schule sind strukturierter Alltag für die Kinder und enorm wichtig“, erläutert Janina Schmidt. Zudem fehlten bezahlbare Wohnungen.

„Prävention ist immer günstiger als Nachsorge, Sozialarbeit ist Personal- und kostenintensiv – wir wissen, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist“, so Karsten Becker. Der SPD-Landtagsabgeordnete nannte es „Selbsttäuschung“, wenn man glaube, Deutschland sei kein Einwanderungsland. Das Land sei „ein Magnet für Menschen, denen es nicht gut geht“. Deutschland brauche ein praktikables Einwanderungsgesetz. Auf keinen Fall dürfte das Asylrecht zur Diskussion gestellt werden. Foto: pr

Foto 1: Karsten Becker (v.li.), Janina Schmidt, Gabriele Rudnick, Sabine Fischer und Heidemarie Hanauske

 

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