Straftaten am Telefon
Bückeburg (pol-07.09.17). Das Telefon bietet für Straftäter nach wie vor ausgesprochen gute Gelegenheiten, Straftaten vorzubereiten bzw. sich diesem als Tatmittel zu bedienen. Dabei ist das Vorgehen der Täter außerordentlich facetten- und einfallsreich. Am Dienstag wurde ein Bückeburger von einem angeblichen Mitarbeiter von Microsoft am Telefon dahingehend informiert, dass die Lizenz für seinen Computer abgelaufen sei. Der Englisch sprechende Mann mit indischem Akzent schaffte es, den Bückeburger davon zu überzeugen, die Zugangsdaten seines Computers preiszugeben und im Anschluss noch 150 Euro zu überweisen.
„Um den Bezug zum Rechner des Angerufenen zu belegen, liest der Anrufer eine angeblich einmalige Zeichenfolge vor, die tatsächlich auf jedem Windows-Rechner dieselbe ist“, erklärt der Sprecher der Polizei Bückeburg, Matthias Auer. Die Anrufer sind sehr hartnäckig in dem Telefonat und treten bestimmend auf. Die Geschädigten sollen eine Fernwartungsfunktion im Betriebssystem aktivieren oder andere Fernwartungssoftware installieren, wie z.B. das Programm Teamviewer.
Die Täter haben anschließend Zugriff auf den Rechner greifen diesen dann an. Ziel ist die Erlangung von Geld durch Nötigung bzw. Erpressung, die Erlangung von Kreditkartendaten zur späteren deliktischen Verwendung sowie die Datenveränderung. Ermittlungen, die von Antivirenherstellern und Polizeidienststellen getätigt wurden ergaben, dass durch ausländische Callcenter zufällige Nummern angewählt werden. Die Wahrscheinlichkeit, einen Haushalt komplett ohne PC zu erwischen, ist relativ niedrig. Die Masche ist im Ausland, insbesondere USA und England, seit ca. 2010 bekannt und wird seit 2012 in verschieden abgewandelten Formen auch in Deutschland wahrgenommen.
Äußerst einfallsreich und gut, aber nicht sehr gut, vorbereitet war eine Dame, die gestern Vormittag bei einem Bückeburger anrief und sich mit dem Namen eines allerdings männlichen Bückeburger Polizeibeamten vorstellte. Die falsche Ermittlerin eröffnete dem Bückeburger am Fernsprecher, dass das Bundeskriminalamt gegen ihn ermitteln würde und mittlerweile
ein Haftbefehl gegen ihn vorliegt. Weitere Auskünfte könnte er sich direkt beim BKA einholen. Die Ermittlerin nannte eine Telefonnummer, die natürlich nicht die des BKA war und einen Ansprechpartner beim BKA, der namentlich tatsächlich einem existierenden Beamten der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg zuzuordnen ist.
„Der argwöhnische Bürger tat das einzig richtige und nahm sofort Kontakt mit unserer Dienststelle auf“, so der Pressesprecher der Polizei Bückeburg. „Es hat natürlich wieder eine neue Qualität, dass sich die Straftäter nun sogar echter Namen von Polizeibeamten bedienen, die sie vermutlich aus den Medien entnommen haben und so Bürger verschrecken“, führt der Sprecher der Polizei Bückeburg weiter aus. Die Anrufe werden häufig aus Call-Centern geführt, die im Ausland ansässig sind und sollen die verängstigten Gesprächspartner dazu bringen, fiktive Haftbefehle oder Geldstrafen mit Überweisungen zu tilgen.
Kurz-URL: https://www.bueckeburg-lokal.de/?p=34204