„Träumen Sie schön!“
Chefdirigent Christoph-Mathias Mueller verabschiedet sich beim Neujahrskonzert

Bückeburg (sc-15.01.18). Seit 13 Jahren ist Christoph-Mathias Mueller Chefdirigent des Göttinger Symphonie Orchester und seit 13 Jahren auch ein sehr gern gesehener Gast in Bückeburg. Jedes Jahr im Januar sorgt er für hochklassigen Musikgenuss mit seinem „Neujahrskonzert“. Mit großem Bedauern und vielen herzlichen Worten verabschiedete sich auch Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe von dem Stardirigenten und Echo-Preisträger. „Ich habe damals schon gesagt, Du bist der Simon Rattle von Göttingen und ich kann wohl behaupten, damit recht zu haben“, so der Fürst in seiner Dankesrede. Für ihn gehe nicht nur ein hervorragender Dirigent, sondern er verabschiede auch einen guten Freund.

Als Dankeschön ließ sich der Kulturverein etwas Besonderes einfallen. Nicht nur, dass es als Präsent einen mit Blattgold überzogenen Dirigentenstab gab, sondern im Vorfeld wurde mit den Symphonikern vereinbart, nach den Zugaben das für Bückeburg traditionelle Stück „Mein Vater war ein Wandersmann“, welches Edith Möller für den von ihr geleiteten Chor, die „Schaumburger Märchensänger“, adaptierte, gemeinsam mit dem Publikum zu singen.

Und so wurde dem erstaunten Dirigenten erst ein Stuhl auf dem Dirigentenpult untergeschoben und dann ein Chor, bestehend aus dem Publikum des ausverkauften Rathaussaales, präsentiert. Mit Programmheften und Taschentüchern wurde zum Refrain gewunken und die „Göttinger“ ließen es sich nicht nehmen, die beiden Strophen mehrfach zu wiederholen, bis letztendlich ein sehr gerührter Christoph-Mathias Mueller mit in den Gesang einstimmte.

Der Gefeierte bedankte sich seinerseits sehr für die ihm über die Jahre entgegengebrachten Sympathien und beglückte das Publikum mit den Worten, dass er sich hier in Bückeburg schon wie zu Hause fühlen würde und er natürlich hoffe, dass man auch weiterhin dem Göttinger Symphonie Orchester, wenn auch unter neuer Leitung, die Treue halten möge. Donnernder Applaus war der Dank für diese Worte.

Doch zuvor gab es ein weiteres wunderbares Neujahrskonzert mit Stücken, die zum Träumen einluden, denn das war auch das diesjährige Thema. Es begann mit der „Liebesbotschaft“ von Johann Strauß (Sohn), die dem Ballett „Aschenbrödel“ entstammt, welches der Komponist jedoch unvollendet hinterließ. Josef Beyer ergänzte und instrumentierte das Stück, welches 1901 in Berlin uraufgeführt wurde.

Danach kam mit „Traumbilder“ das populärste Stück des dänischen Komponisten Hans Christian Lumbye, welches die Kindheitserinnerungen eines jungen Mädchens beschreibt. Mit dem Stück „So ängstlich sind wir nicht“, einer Schnell-Polka,wiederum von Johann Strauß (Sohn) mit Motiven aus der Operette „Eine Nacht in Venedig“ zusammengestellt, setzte sich das Konzert fort. Diese rasante Musik war der „Hit“ auf den Faschingsbällen des Jahres 1884 in allen Wiener Tanzsälen.

Das Stück von Emil Nikolaus von Reznicek, „Wind- und Wellenwalzer“ aus der „Traumspiel-Suite“, zeichnet sich besonders aus, weil er im Sechsvierteltakt, nicht im Dreivierteltakt gespielt wird und eine sehr zart gehaltene Komposition ist. Vor der Pause gab es noch den schönsten von fast 300 Walzern des Komponisten Émile Waldteufel, den dieser 1877 komponierte. Er war übrigens Hofkapellmeister unter Kaiserin Eugénie und damit zuständig für die Ausrichtung der zahlreichen Hofbälle.

Das letzte Stück in der ersten Hälfte des Konzerts wurde begleitet von der Saxophonistin Asya Fateyewa, die das Stück von André Caplet als Solistin begleitete. Christoph-Mathias Mueller lag dieses Stück besonders am Herzen. Nach all den schönen schwungvollen Melodien fiel diese Komposition etwas aus dem Rahmen, beginnt sie doch sehr leicht und endet fast schwermütig. Deshalb forderte er das Publikum auf, in der Pause die Melancholie durch ein Glas Champagner zu vertreiben.

Die erste Frage nach der Pause war dann auch, ob der Champagner geholfen habe, denn es ging gleich weiter mit der Schnell-Polka „Vorwärts“, die Josef Strauß, der Bruder von Johann Strauß, komponiert hat. Danach folgten die „Jugendträume“, ein Walzer von Johann Strauß (Sohn). Der Erfolg des Sohnes behagte dem Vater zuerst nicht so sehr, denn, wie Mueller formulierte, „es kann nur einen Johann Strauß geben“.

Die Melodie wechselt zwischen feurig-sprudelnden Tönen, über zarten, leisen bis hin zu schnelleren Tönen, die dann wieder sehr gemütlich werden, so, wie der Österreicher selbst auch ist. Dieser Walzer war ein überwältigender Erfolg für den Sohn von Johann Strauß und kam auch sehr gut beim Bückeburger Publikum an.

Ein weiteres Stück des Komponisten ist die „Souvenir-Polka“, eine eher gemäßigte Polka. Die damaligen 50er Jahre (1855 komponiert) waren wirtschaftlich gesehen schwere Jahre für die Bevölkerung. Der Wiener Unternehmer Franz Ignaz Singer veranstaltete deshalb viele Wohltätigkeitsbälle, mit deren Erlös er arme Bürger mit Brennholz versorgte. Für eben diese Bälle wurde das Stück geschrieben.

Francois Borne, der französische Flötenvirtuose, hat die populärsten Melodien aus der Oper „Carmen“ von Bizet zu einer Fantasie zusammengestellt. Und, wie Mueller bemerkte, bei dem Stück können Flötisten und Flötistinnen zeigen, was in ihnen steckt. Da hier eine grandiose Saxophonistin dabei wäre, ginge das mit dem Saxophon sowieso. Und wie einnehmend Fateyeva ihr Instrument beherrschte, sah man am donnernden Applaus und fußstampfenden Publikum. Mehrfach musste sich Fateyeva verbeugen, bevor das letzte offizielle Stück des Abends, und wie Mueller sagte, die heimliche Hymne Österreichs, der Walzer „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauß (Sohn) gespielt wurde. Ein wunderbarer Ausklang für ein hervorragendes Konzert.

Als erste Zugabe gab es dann das Stück „Träumen“, bei dem Mueller dem Publikum „Träumen Sie schön“ mit auf den Weg gab. Als wirklich allerletztes Stück gab es den „Radetzky-Marsch“, bei dem Mitklatschen stets erwünscht ist.

Damit schließt sich für Bückeburg die Ära des Göttinger Symphonie Orchesters unter der Leitung von Christoph-Mathias Mueller, der sicherlich nicht allein durch seine Virtuosität, sondern auch durch seine freundliche, herzliche Art den Bückeburgern ans Herz gewachsen ist. Man darf gespannt sein, wer die Nachfolge antritt und das nächste Neujahrskonzert dirigiert. Bis dahin wünschen die Göttinger Symphoniker „Prosit Neujahr“.

 

 

 

Kurz-URL: https://www.bueckeburg-lokal.de/?p=36788

Kommentare sind geschlossen

Unsere Werbepartner


Bäder-BBG-Logo-Blau-110428 NEU

Werbung

Fotogalerie

Anmelden | Entworfen von Gabfire themes