Türkei in die EU, Russland in die Nato!Kabarettist Sebastian Schnoy plädiert für „mehr Europa“
Bückeburg (mm-23.10.20). Johanna Harmening, die Geschäftsführerin des Kulturvereins, konnte 60 Besucher („ausverkauft“) am Mittwochabend im Hubschraubermuseum begrüßen, die sich den Auftritt von Sebastian Schnoy (Foto) nicht entgehen lassen wollten. Die vom Kulturverein, der Volksbank in Schaumburg und dem Hubschraubermuseum organisierte dreiteilige Veranstaltungsreihe „Unterhaltung zum Abheben“ wird am 11. November mit einem Auftritt von Ulla Meinecke und Band abgeschlossen.
Schnoy (51) lebt in Hamburg und ist ein vielfach ausgezeichneter Kabarettist, Moderator und Buchautor. Seine Programme, in denen er Politisches in Verbindung mit der Geschichte äußerst humorvoll und unterhaltend beleuchtet, hat er erfolgreich in seinen Büchern aufbereitet. Drei seiner Werke waren SPIEGEL-Bestseller.
In seinem Programm „Hauptsache Europa! Jetzt erst recht!“ fordert Schnoy mit Leidenschaft „mehr und nicht weniger Europa“ und zwar die „Vereinigten Staaten von Europa zum Zusammenwachsen“ auf. Es betrübt ihn, dass in Ungarn die Verfassung außer Kraft gesetzt und in Polen das Verfassungsgericht neutralisiert wird, ohne dass sich eine Stimme erhebt.
Kann man aus der Geschichte lernen? „Ja, wenn man sich etwas merken würde!“ Der Künstler sieht Europa in den Händen der Populisten, „auch Erdogan ist ein Populist.“ Als in Großbritannien für den Brexit geworben wurde, habe es viele Übertreibungen gegeben. So hörte man in den Pubs, Brüssel habe 1980 probiert, in England den Rechtsverkehr einzuführen – übergangsweise nur für Lkw! „Die Türkei in die EU – was halten Sie davon?“ Die Zustimmung der Besucher hält sich in Grenzen. Dabei, so Schnoy, habe das Land pro Jahr mehr Sonnentage als Großbritannien, seit es im Jahr 1972 in die EG eingetreten sei.
Der Kabarettist stellt fest, dass die Deutschen immer wissen wollen, wer schuld ist, zum Beispiel an Corona, – die Hochzeitsfeier der libanesischen Großfamilie oder die Party-People. „Ausländer und feiernde Menschen waren der CDU/CSU immer schon ein Gräuel. Und dann kommt Berchtesgaden. Hier leben plötzlich viele Ausländer, und alle aus Berlin geflohenen DJs legen Musik auf“, wundert sich Schnoy.
In Europa werden, so Schnoy, mit der Angst Wahlen gewonnen. Seit 70 Jahren heißt es: „Die Russen kommen!“ In den letzten 400 Jahren sei der Russe nur hier gewesen, wenn die Deutschen zuvor bei ihm waren. Über welche deutschen Brücken sollte der Russe mit seinen Panzern kommen? Die russischen Panzer würden GPS-gesteuert rollen; „in Brandenburg gibt es aber kein Netz“, beruhigt Schnoy die Anwesenden. „Russland in die NATO!“ Schon ein wenig mehr Beifall der Besucher als bei der Idee mit dem EU-Beitritt der Türken.
Sebastian Schnoy ist von der friedensstiftenden Wirkung von Austauschprogrammen für Studenten überzeugt. Etwa ein Drittel findet in dieser Zeit einen Partner fürs Leben. „Ich war 13 Jahre lang mit einer Französin verheiratet und habe zwei Kinder; heute bin ich mit einer Russin verheiratet und habe zwei Kinder mit ihr – mehr kann ich als Deutscher nicht für die Völkerverständigung tun!“
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