Vier Millionen Euro für Sanierung erforderlich: „Bahnstrecke droht schnelles Aus“
Landkreis (mm-17.10.23). „Die Städte Rinteln, Obernkirchen und der Kurort Bad Eilsen drohen von der Verkehrswende abgehängt zu werden. Während in ganz Niedersachen die Reaktivierung des Schienenpersonenverkehrs vorangetrieben wird, schafft der Landkreis Schaumburg umgekehrte Tatsachen: Der Strecke droht das schnelle Ende, auch im Güter- und Touristenverkehr“, heißt es in einer Pressemitteilung der Bückebergbahn Rinteln-Stadthagen GmbH.
Der Bahnstrecke Rinteln-Stadthagen droht die Stilllegung. Bereits im kommenden Jahr könnte die 20,4 Kilometer lange Verbindung für den Betrieb gesperrt werden. Grund dafür seien der „unzureichende bauliche Zustand und der fehlende Wille des Eigentümers, diesen zu beheben.“ Mehrere Brückenbauwerke in Obernkirchen und Bad Eilsen sowie das Gleis von Stadthagen – West bis zum Georgschacht könnten schon jetzt nur noch eingeschränkt passiert werden und müssten dringend saniert werden.
Streckeneigentümer sind über die Rinteln-Stadthagener Verkehrs GmbH (RStV) anteilig der Landkreis Schaumburg mit 50 Prozent, die weiteren 50 Prozent entfallen auf die Städte Rinteln, Stadthagen und Obernkirchen. Bislang zeigt sich der Landkreis Schaumburg mit den weiteren Kommunen nicht bereit, die für den Weiterbetrieb aufzuwendenden Kosten zu übernehmen da dieses per Pachtvertrag auf die Bückebergbahn übertragen wurde.
Für die Sanierung der Brückenbauwerke und des Gleises sind nach Berechnungen der Bückebergbahn einmalige Investitionen in Höhe von rund 4 Millionen Euro erforderlich, die sie selbst nicht stemmen kann. Die Gesellschaft hat seit 2011 die Strecke gepachtet, die örtliche Betriebsführung übernommen und sorgt seither mit hohem ehrenamtlichem Engagement u.a. dafür, das die Firma Matthäi mit Splitten beliefert wird und Holz aus Schaumburger Wäldern abtransportiert werden kann.
Gemeinsam mit den Mitgliedern des Fördervereins Eisenbahn Rinteln-Stadthagen (FERSt) und der Dampfeisenbahn Weserbergland (DEW) kümmert sich die Bückebergbahn um die Sicherung der Gleis- und Signalanlagen, den Baumschnitt sowie die Pflege der Strecke und Bahnhöfe. Dazu werden auch Aufträge an professionelle Bahnbau-Unternehmen und Garten- und Landschaftsbaubetriebe in der Region vergeben.
„Wir haben uns bislang erfolgreich bemüht, die relativ geringen Einnahmen der Bückebergbahn effizient einzusetzen und die Bahnstrecke in einem betriebsfähigen Zustand zu halten“, sagt Geschäftsführer Thomas Stübke. „Ohne Unterstützung des Landkreises Schaumburg wird dies in Zukunft leider nicht mehr möglich sein, denn Sicherheit geht vor“, betont Stübke.
Die Bückebergbahn musste deshalb jetzt die Notbremse ziehen. Zum 1. Mai kommenden Jahres wurde der Pachtvertrag mit der RStV gekündigt was auch zur vertraglich verpflichten Einleitung des Stilllegungsverfahrens führt. Der Landkreis Schaumburg und die drei Anliegerkommunen sind von diesem Tag an wieder selbst für die Unterhaltung und Sicherung der Bahnstrecke zuständig.
„Ein sicherer Fahrbetrieb ist aus unserer Sicht ohne zeitnahe Investitionen kaum mehr möglich“, betont Stübke. Die betriebsbedingte Sperrung der gesamten Strecke ist die logische Konsequenz. Wenn die Eigentümer keinen anderen Betreiber finden, droht die Stilllegung und damit das endgültige Aus der traditionsreichen Bahnverbindung, die an ihren Endpunkten in Stadthagen und Rinteln auch Anschlüsse an das DB-Netz besitzt.
Ob und wie die Zulieferung der durchschnittlich jährlich ca. 60.000 Tonnen Splitte zum Asphaltwerk Matthäi am Georgschacht ab Mai 2024 abgewickelt werden können, ist derzeit vollkommen offen und muss ohne Lösung mit ca. 2.400 LKW auf die Straße verlagert werden. „Dieses ist umso bedauerlicher, da diverse Gespräche mit dem Landkreis stattfanden und er auf den zusätzlichen Lkw-Verkehr verzichten möchte.“
„Die Kündigung des Pachtvertrags hat uns viel Kopfschmerzen bereitet, ist aber unter diesen Umständen alternativlos“, sagt Carsten Reinhardt, 2. Geschäftsführer der BBB. Der Schritt sei umso bedauerlicher, weil damit das langfristige Ziel der Eisenbahnunterstützer für den Erhalt der Strecke Rinteln-Stadthagen gescheitert ist: Der Erhalt der Bahnstrecke und ihre Reaktivierung auch für einen umweltfreundlichen Personenverkehr mit Anschluss an Züge zur Landeshauptstadt Hannover oder Richtung Bielefeld.
Das ist umso ernüchternder, weil das Land Niedersachen die Wiederbelebung von Bahnstrecken vorantreibt und hohe Investitionen in die Ertüchtigung von Eisenbahn-Infrastruktur angekündigt hat. „Dies gelingt allerdings nur mit geschlossener Unterstützung der Kommunen und Politiker vor Ort und dauerhaftem Invest in die Infrastruktur, was bisher leider trotz vieler Gespräche nicht erreicht wurde.“
Lediglich zur Mitunterstützung von 1 Km Streckengleis habe sich der Landkreis im Jahr 2021 durchringen können. Zudem hätten die Räte der Städte Stadthagen und Obernkirchen, der Samtgemeinde Eilsen und des Ortes Steinbergen im Jahr 2020 eine Resolution zur Reaktivierung der Strecke beschlossen.
„Wir müssen leider feststellen, dass unser Engagement in den letzten Jahren nicht ausgereicht hat, um wie in anderen Landesteilen, eine Reaktivierung für den Personenverkehr vorzubereiten“, sagt Thomas Stübke als Vorsitzender des FERSt. Und das, obwohl die Bahnstrecke Rinteln-Stadthagen in den Reaktivierungsplänen stets eine wichtige Rolle spielt und auch von namhaften Umwelt- und Verkehrsverbänden angemahnt wird.
„Leider kommt mit der Streckenstillegung auch der touristische Verkehr des FERSt und der Dampfeisenbahn Weserbergland sowie die Chance auf Attraktivitätssteigerung der Orte entlang der Strecke durch das Vorhalten einer leistungsstarken Bahninfrastruktur damit zum Erliegen. Foto: Tjaard Wehrend
Foto: Erst im Februar 2021 ist 1 Km Gleis im Bereich Stadthagen/Georgschacht erneuert worden.
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